Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)
PETNEKI, Áron: Silberlöffel aus Polen
Wahrscheinlichkeit nach ist das eine nachträgliche Zufügung. Zwar ist die Vergoldung des Löffels auch alt, steht sie in gewissem Gegensatz zur Inschrift über das Silber. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass der Löffel nach der Befestigung des Knaufs vergoldet oder wiedervergoldet wurde. Auch ein anderer vergoldeter Silberlöffel zeigt eine ähnliche Form (Inv.-Nr: 18909, L: 19.7 cm, Abb. 2. rechts; aus dem im Jahre 1936 übergabenen Material des Nationalmuseums). Seine Laffe ist tropfenförmig. Der untere Teil des Stiels ist gewölbt, der obere Teil ist zweikantig. An der Berührungslinie der zwei Teile entlang läuft eine punktierte Wellenlinie. Am Stielende gibt es keinen Knauf, das entspricht dem einfachen Ende des Typs vom Nahen Osten. Auf die Laffe gravierte der Silberschmied eine Verzierung aus Tulpen und anderen Blumen. Das ist ein Barockornament von westlichem Charakter, aber die orientalische Form lässt wieder darauf folgern, dass wir vielleicht auch in diesem Fall mit dem Werk eines solchen armenischen Silberschmieds gegenüberstehen, der auch die Schätze der frühwesteuropäischen Motive kannte. (Dieses Stück kann keinesfalls als deutsche Arbeit betrachtet werden.) In Polen war der Gebrauch von Silberlöffeln schon im 15. Jahrhundert verbreitet, die älteste Aufzeichnung stammt sogar aus dem Jahre 1393."' Ihre Beliebtheit im königlichen Hof beweisen mehrere Angaben. Im Jahre 1475 werden 30 Silberlöffel in der Mitgift der polnischen Königstochter Hedvig aufgezählt. 17 Martinus Marcinecz, Silberschmied aus Krakau verfertigte 1510—11 61 Löffel mit dem königlichen Wappen für Sigismund I. 18 In der Mitgift Katherina, der Frau von Sigismund August, werden 10 vergoldete Silberlöffel 5. HOLZSCHNITT AUS DEM WERK „ZWIERCIADLO" VON MIKOLAJ REJ für den eigenen Gebrauch und weitere 26 für den Gebrauch der Hofhaltung erwähnt. 1 " Im Jahre 1599 reiht das Inventar der königlichen Schatzkammer einen goldenen und zwei vergoldete Silberlöffel auf.-" Nicht nur bei den Mahlen des Hofes, sondern auch bei den des Adeligen war es alltäglich, Silberlöffel zu gebrauchen. Der grosse polnische Kulturhistoriker, Wladislaw Lozihski schreibt in einem seiner zusammenfassenden Werken über die Gebräuche am Tisch: „vor jedem Gast wurde ein Teller mit einer kleinen Serviette gelegt, die Brot und Löffel bedeckte. 21 Es wurden kein Messer und keine Gabel 129