Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 5. (Budapest, 1977)

PETNEKI, Áron: Silberlöffel aus Polen

grossförmigen, schweren, gegossenen, mit Gravierung verzierten vertreten (Inv.-Nr: 52.2824,1, L: 21.5 cm, Abb. 1. rechts), ur­sprünglich kam er aus der Jankovich­Sammlung ins Ungarische Nationalmu­seum, und von dort im Jahre 1936 ins Museum für Kunstgewerbe. 5 Seine Laffe ist flach, sie nimmt eine hohe Schwingung nach dem Stiel, auf der Platte am Über­gang in den Stiel ist eine gewölbte Ver­zierung mit Maske (ein Cherubkopf), auf der Rückseite der Platte ein M B Mono­gramm, dazwischen nachträglich eingeritz­te Buchstaben T B zu sehen. Darunter ist ein Herz mit Kreuz, im Herzen ist eine aus Punkten geformte Blume. Sein Stiel ist eine flache, sechskantige Säule. Der Stiel endet in einer weiblichen Halbfigur in Renaissancekleidung, deren Gesicht schon stark abgeschabt ist. Auf dem Löf­fel gibt es kein Beschauzeichen.'' Auf dem Stiel befindet sich eine Inschrift aus ein­geschlagenen Buchstaben: SPRAWYEÛLI­VI NYEBOISYE SROGOSCY (sprawied­liwy nie boi sic srogosci, d.h. der Gerechte fürchtet nicht die Strenge). Die polnischen Löffel wurden oft mit Inschriften, ver­schiedenen Sentenzen geschmückt.' Einer der grossen Dichter der polnischen Renais­sance, Mikolaj Rej hat 127 ..Gedichtleine für Löffel oder andere kleine Gegenstän­de" geschrieben. 8 Ein Teil dieser Gedichte enthielt allgemeine moralische Sentenzen, wie z.B. auch der oben erwähnte Text. Eine ähnliche Inschrift trug ein polnischer Silberlöffel, der sich heute auf unbekann­tem Ort befindet: DOBRE. SVMHIENIE. PEWNE. IMIENIE (gutes Gewissen, siche­rer Ruhm). Vor dem Krieg war dieser Ge­genstand im Besitz von Pál Poulsen. 9 Die zweite Gruppe setzte eher Verhaltungsnor­men fest, z.B. „Wer seinen Löffel immer bei sich trägt, verlangt keinen". Die dritte Gruppe hütete vor dem Diebstahl: ..man darf mit mir essen, aber mich stehlen nicht", „der Schurke wird wegen eines Stücks Silber aufgehängt". 10 Natürlich reichten die häufigen Sentenzen nicht aus, um die Diebstähle zu verhindern. Aus den zeitgenössischen Beschreibungen wissen wir, dass es einem Teil der Dienerschaft an den Festmahlen verboten war, zu trin­ken ; ihre Aufgabe war, das silberne Tafel­zeug zu behüten. Da aber auch dieses sich als ungenügend erwies, wurde die schmausende Gesellschaft einfach in den Speisesaal eingesperrt, als sie am Tisch Platz nahm, und die Türen wurden erst dann geöffnet, als das silberne Tafelzeug schon abgeräumt wurde. 11 Besondere Aufmerksamkeit muss ei­nem vergoldeten Silberlöffel geschenkt werden, der von den bisherigen Formen abweicht (Inv.-Nr: 3008, L: 21.3 cm, Abb. 2. links, Geschenk von Frigyes Glück). 12 Er hat kein Beschauzeichen. Die untere Seite seines Stiels ist fast flach, der obere Teil ist zweikantig. Der Stiel endet in ei­nem aus Blättern geformten, runden Knauf. Der Stiel übergeht gleichmässig in die eiförmige Laffe. Der Übergang endet in einer orientalischen Palmette. Es ist am Übergang (besonders von der Seite her) zu sehen, dass der Löffel nicht aus einem Stück gegossen wurde. Auf den oberen Seiten des Stiels in vier Feldern steht die folgende Inschrift : MASRERAS WOIAWA­DE / ZEZAWSZERYWARLADE / PEW­NAPRZYCZYNATEGO / ZESZEWIEC­ROIZLEGO. (Ma srebro swoja. wadç, ze zawsze bywa blade. Pewna przyczyna te­go, ze sic wiçc roi zlego = das Silber hat den Fehler, dass es immer bleich ist. Die sichere Ursache davon ist, dass es vom Bösen starrt [vielleicht: er ist voll vom Bösen]). Auf dem Stiel ist ein graviertes, gewölbtes Ornament. Auch die beschrifte­ten Felder werden vom Pflanzenornament 124

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