Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 4. (Budapest, 1976)

GOMBOS, Károly: Turkmenische „Engsi"-Teppiche

genommen — besonders wenig Gebetstep­piche verfertigten. Man kann den turkmeni­schen Gebetsteppich vom Engsi gut unter­scheiden, ersterer ist im allgemeinen auch kleiner, entscheidend ist aber, dass wir in seiner Musterung eine spitzbogige Arkade und eine schnörkelhafte Schafhorn-artige Ornamentik finden. Im Mittelfeld des Ge­betsteppichs können wir die längsseitige Anordnung des Innenraumes einer Moschee wahrnehmen, und der ganze Teppich wird von floralen Ornamentik überhäuft. Zuletzt müssen wir betonen, dass die Benennung des turkmenischen Gebetsteppich eine andere, und zwar „Namazlik" ist, 11 Über die Engsi-Teppiche hat man zuerst an­lässlich der in Wien veranstalteten Teppich­ausstellung (1891) Angaben mitgeteilt. Hier wurde ein schönes Jomut-Stück präsentiert als Gebetsteppich aus Chiwa. 12 Die Engsi-Teppiche gelangten in die euro­päischen Märkte in vielen Bällen durch die Vermittlung der armenischen Kaufleute. Sie waren, die angeblich diesen Teppichen wegen ihrer kreuzähnlichen Musterung — den Namen „bekreuzter Buchara" gaben. Diese irrtümlich orientalische und auch oberflächlich kommerzielle Namengebung ging ins allgemeine Bewusstsein der Kunst­sammler und auch der Museologen über. Bei den Engländern nennt man „Hatchlou", „Hardjlr" oder „Katchley", bei uns in Un­garn „hasli bokhara", „hacsli bokhara", selten auch „enszi", doch mit der originellen Funktion dieser Teppiche waren auch die ungarischen Forseher nicht im klaren. 13 Das kreuzgemusterte Fond hat keinen Zu­zammenhang mit dem Kreuzkult des Chri­stentums. Nach Raphaelian müssen wir auf den „Katchley Bokhara" (amerikanischer Name der Engsi) den Einfluss der orienta­lischen Nestorianer erkennen, deren Lehre seit denn 5. Jahrhundert in Mittelasien und im 7. Jahrhundert in westlichen Teilen Chi­nas sich verbreitete. Diese Hypothese wurde bis jetzt nicht bekräftigt, obwohl in diesen Ländern christliche Missionäre des Mittelal­ters auch später tätig waren. 14 Die Aufteilung des Teppichfonds auf vier Teile — die Anwendung der Streifen als Kreuz — sieht nicht nur einem Kreuz ähn­lich, kann auch aber einer viergeteilten Tür­füllung ähneln. Doch steht sie nicht unmit­telbar in Verwandtschaft mit dem Formen ­und Musterschatz — teilweise iranischer Ursprung — der geschnitzten Holztiiren aus Chiwa und Buchara. Die Konstruktion der Füllungen, die Form der Türen hätten viel­leicht als Vorbild zur Ausbildung der Engsi gedient, die Forschungen aber bewiesen noch immer nicht diese Vorstellungen. 15 Die bisherigen Äusserungen zusammenfas­send — in Frage der Destination — können die Engsi auf folgende Weise gruppiert wer­den: die sowjetischen Forscher und die mei­sten deutschen sind einstimmig dabei, dass diese Teppiche Türvorhänge seien; andere sind doppelter Meinung, wonach diese auch Türvorhänge und auch Gebetsteppiche sind, wieder andere — besonders in kommer­ziellen Katalogen — werden von Fachleuten für Gebetsteppiche betrachtet. Die genaue und richtige Benennung bahnt nur langsam seinen Weg, obzwar die Turkmenen in allen ihren Mitteilungen bezüglich dieser Teppiche übereinstimmend den Begriff Türvorhang an­geben. 16 Ungeklärt ist bisher der Ursprung der Form und Ornamentik der Engsi. Einige besteti­gen, dass das Vorbild der Engsi Gebetstep­pich war und das Mihrab-Motiv davon stammt; andere meinen, dass auf diesen 3. JOMUT-TURKMENTSCHER ENGSITEPPICH, 19. JH. 94

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