Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 4. (Budapest, 1976)

GOMBOS, Károly: Turkmenische „Engsi"-Teppiche

Die unentbehrlichen Nebenmotive bei der Teppichverfertigung haben sehr oft ihre ma­gischen Bedeutungen. Folkloristische Unter­suchungen deckten schon die glücksbrin­gende Rolle der Motive der Haken, des Dop­peldreiecks, der Stäbchen und dreieckigen Formen, weiter der Kreuzfiguren, der Reihe der Rhomben und dergleichen auf. Diese haben die Teppichknüpferinnen gewöhnlich schon am Anfang der Arbeit in den Kreuz­streifen eingeknotet. Vielleicht stammt zum erstenmal von F. V. Gogel die Behauptung, dass Mihrab-Motiv nichts anderes sei, als die schematische Skizze der Jurte (wahrlich ist dieses Muster auffallend einstimmig mit dem Holzgitter der Jurte) und die anderen Musterungen des Teppichs seien die Flora der unendlichen Steppe, darüber das Himmelszelt und um die Jurten weidende Herde. Gogels Meinung begründeten auch die Erzählungen der turk­menischen Weberinnen. Manche frühen Engsi zeigen uns wahrlich die schematische Abbildung der Jurten und der Tiere auf der Weide, sogar auch Vögel. Die Theorie Gogels müssen wir in Acht nehmen, zwar hat er spä­ter seine Meinung damit erweitert, dass auf den turkmenischen Teppichen auffindbare Ornamentik die Skizzen der Bewässerungs­anlagen seien sollten. 22 Auf den Kult der Jurte verweisen die ge­schmückte Türdraperie, der breite, mit magi­schen Mustern vollgewebte Streifen, der sakrale Herd und der diesen unigebende U-förmige Teppich, weiter die verzierten Teppichtaschen und die grösseren, mit wap­penartigen Musterungen („Göl") versehenen Teppiche. Laut S. G. Agadschanow, in der Sprache der Ogusen und Turkmenen aus dem 11 — 13. Jh. dürfte das Wort „Jurt" die folgenden Bedeutungen haben: Geburtsort, Obdach. Wohnort, Aufenthaltsort. Lagerplatz. A. N. Kononows Ergänzung nach, bedeutet die Jurte nicht nur das Lager eines nomadischen Stammes, sondern auch sein Land. Die ur­sprünglichen Bedeutungen des Wortes seien das Gehen, die Ortsbewegung, d. h. das no­madisierende Hirtenleben und der Raum, wo man die Tiere beweiden kann. Wertvoll ist für uns, dass Kononow in seiner Darlegung auch darauf hinweist, dass das Wort Jurte auch in enger Beziehung mit der Familie steht, in einigen Ausdrücken kann es mit dem Vater des Hauses, dem Hausherrn, der Familie und auch mit der Gründung der Fa­milie gleichbedeutend sein. Die Rolle der Jurte und ihre in der Geschich­te fortwährend sich verändernde Bedeutung finden wir in den Werken des berühmten Turkologen V. V. Barthold. Laut seiner Information bedeutete die Jurte bei den Nachlassverfahren der Mongolenkhanen schon einen „Raum", ein „Land des Stam­mes", einen „Teil des Reiches". Kein neben­sächlicher Faktor ist, wenn irgendwem ein Unglück zustösst, dann „wird er in seiner Stammesjurte abgesondert", wenn er schwer krank ist und es geht mit ihm zu Ende, dann „eilt er in seine Jurte", und wenn man je­mandem zu gefallen suchen möge, dann „stellt man ihm eine geschmückte und be­sonders reich ausgestattete Jurte aid". Diese mittelalterlichen Ausdrücke deuten auf die kultische Rolle der Jurte hin. 23 Somit hatte das Zelt bei den mittelasiatischen Nomaden eine ausgezeichnete Verehrung. Darum sei es plausibel, dass das Mihrabmo­tiv des Engsi die Jurte selbst darstellt. (Merk­zwürdigenveise suchte ein deutscher Forscher in diesem Motiv einen „Hausgiebel". ob­zwar derselbe Fachmann den Engsi auch für Gebetsteppich hält. 24 ) Es scheint für be­stimmt, dass das Mihrabniuster keinerlei mit 7. ERSARI-TURKMENISCHER ENGSITE PITCH, 19. JH. 100

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