Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)

VOIT, Pál: Ein unbekanntes Werk von Antonio Corradini

tonischen Teile — eigentlich der ganzen Errichtung — , während die plastischen Zier­den, besonders Anfang der 1730er Jahre, stammen aus den Händen des Hof bildhauers Antonio Corradini. Er wurde im Jahre 1729 zum Wiener Hof eingeladen, doch der „scul­tore di corte" hält sich schon 1730 in Dres­den auf, und nach dem Tode Karl VI, im Jahre 1741, kehrte er nach Italien zurück. 15 In diesem kurzen Zeitraum arbeitete Corra­dini als Hofbildhauer mehrmals zusammen mit dem Hofarchitekten Fischer von Erlach Junior: ihr bedeutendstes gemeinsames Werk steht in Wien am Hohen Markt: ein Brunnen, die sog. Joseph-Säule, ferner der im Prager Dom erhobene Gnadenaltar für Hl. Johannes von Nepomuk, sowie das Bun­desladen-Denkmal in Győr. 10 Die erste, noch aus Holz bereitete Lösung der Joseph-Säule war das Werk Fischer von Erlach d. Älteren. Dieses Denkmal Hess Leopold I. seinem Sohn, Joseph I., anlässlich seiner glücklichen Rettung aus der 1700er Belagerung von Landau erheben. Auf diese .Stelle kam Fischer von Erlach d. Jung, das jetzt schon aus edlem Material verfertigte Denkmal, welches vom Werk des Vaters wesentlich abweicht. 17 Die den Brunnen schmückenden sieben Statuen aus weissem Marmor hat Antonio Corradini noch in Venedig verfertigt, und diese wurden im Jahre 1728 nach Wien geliefert. Der Grund­stein des Denkmals wurde im Jahre 1729 niedergelegt. Das Werk übte auch grosse Wirkung auf die bildnerische Kunst der ungarländischen Altäre aus, obwohl wir seine künstlerische Abstammung in der Kenntnis der französischen Vorbilder sehen sollen. 18 Ein anderes gemeinsames und nennenswertes Kunstschaffen Joseph Emanuel Fischer von Erlachs und Antonio Corradinis ist der, zwi­schen 1729—1736 konstruierte, den Hl. Jo­hannes von Nepomuk gewidmete Gnaden­altar im Prager Dom, welchen zum Anlass der Kanonisation des Heiligen, Karl VI be­stellt hatte. Die neuere FachliteraUir be­schäftigt sich eingehend mit diesem sehens­würdigen Kunstwerk, 19 doch Corradinis Rol­le und die Bewertung seiner Kunst bietet uns am ausführlichsten Jaromir Neumann. 20 Es ist der Mühe wert zu erwähnen in der Ver­anschaulichung der Ausführungsphasen des Győrer Denkmals, dass Corradini zuerst mit der Verfertigung einer Modellplastik von kleinem Ausmass beauftragt wurde, und erst danach schnitzte er das zu dem Giessen der Prager Statuen dienende, massgleich grosse Holzmodell, das wir aus Johann Jacob Sedel­mayers Stich kennen (Abb. 3.). Ausser den freistehenden Statuen schmückte Corradini den Gnadenaltar mit vier Reliefs, welche die Szenen aus dem Leben des Heiligen darstel­len. In enger Verwandtschaft stehen der, von Wiener Goldschmied J. J. Wurth verfertigte Silbersarkophag mit Gitter und die den in die Höhe hebenden Engelfiguren, weiter das Bun­desladen-Dedenkmal von Győr. Die schwung­vollen Skulpturen Corradinis stellen ihn uns als den Berninis Richtlinie folgenden, virtuo­sen Meister vor, bei wem das Pathos des Barocks schon mit der einschmeichelnden Graziosität des Rokokos sich vereinen (Abb. 4.). Wir kennen auch das sog. Kabinettstück des Denkmals von Prag. Das kleine Kunst­werk besteht aus feuervergoldetem Kupfer und steht auf einem aus schwarzem Marmor und Ebenholz ausgebildetem Sockel. Das miniature Prachtstück wurde angeblich nach Corradinis Modell im Jahre 1736 in Wien verfertigt, und zurzeit im Bischofspalais von Passau bewahrt. 21 Die zahlreichen Variationen sind nicht nur auf die Popularität des Kunstwerkes cha­rakterisierend, sondern auch auf diesen zusammengesetzten Prozess, bis das Schaffen die Ausführung erlangt. 22 Ebenfalls wurden mehrere Etappen der Ent­stehung des Győrer Bundesladen-Denkmals bekannt. Der Zeitpunkt der Aufstellung der

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