Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)
VOIT, Pál: Ein unbekanntes Werk von Antonio Corradini
plastische Dekorationen an herrschaftlichen Paläste in Wien und kleinere, für Ordenskirchen verfertigte Arbeiten hat er keine Beauftragungen bekommen. ÍSein grösster Arbeitsgeber waren die Heiligenkreutzer Zisterzienser, und aufgrund des Vertrages vom Jahre 1711 mit dem Orden, d. h. als dessen Famiiiare, war er lebenslang (71744) mit Heiligenkreutz verbunden. 7 Hier neben ihm studierte unter anderen Georg Raphael Donner, der grosse österreichische Bildhauer, der zwischen 1729—1732 der Bauinspektor und auch der Schaffer der skulpturalen Verzierungen der Kapelle St. Johann der Almoser des Pressburger Domes im Auftrag des Erzbischofs Imre Esterházy war. Obwohl Pigler ganze Serie von einige Detailen der Győrer Skulptur und auch zu den Parallelen der Kunst Giovanni Giulianis bot, die Analogien und die Mitteln der Stilkritik überzeugen auch ihn selber nicht so sehr, dass er — gerade aufgrund der verführenden Übereinstimmungen der Entstehungsdaten der Győrer und der erwähnten Pressburger Kunstwerken — nicht in Zusammenhang mit dem Bundesladen-Denkmal selbst in G. R. Donner den Verfasser sehen könnte. Jedenfalls betonen die hier aufgetauchten berühmten Namen die Wichtigkeit und den künstlerischen Wert dieses bedeutenden Denkmals der ungarländischen Barockskulptur. Marianne Stengl suchte auf neuen Wegen den Meister der Bundeslade von Győr, auf die Wolken gravierten S T E R F Buchstaben auf dem Fusse des zur rechten Seite stehenden Engels vermutete sie die Signatur des Bildhauers zu entdecken. Als Lösung erklärte sie die Abkürzung für „Schletterer fecit". 8 Jacob Christian Schletterer, der akademische Bildhauer, ein ausgezeichneter Lehrling G. R. Donners, arbeitete zusammen im Jahre 1725 mit seinem Meister an den Verzierungen des Treppenhauses des Palais Mirabell in Salzburg, und da er bis 1732 meistens in Wien wirkte, so widersprach auch der Zeitpunkt nicht der Hypothese Stengls. Die Stilkritik stösst aber hier auf Schwierigkeiten, die frühen Werke Schletterers sind kaum bekannt, und auf den späteren kommen schon die Merkmale der klassizisierenden Strebungen zur Geltung. Tatsache ist, dass er 1751 Professor der Wiener Akademie wurde, doch auf diesem Grund ist es schwer auf die Beziehungen mit dem Hofe hinzuweisen: besonders kann das in seinen Jugend jähren nicht in Frage kommen. Laut unserer Vermutungen kann man diese gravierten Buchstaben keineswegs für Meisterzeichen betrachten, wahrscheinlich haben wir mit irgendwelcher Abkürzung einer biblischen Zitierung zu tun, oder ist sie auf die Errichtung des Denkmals betreffend. 9 Schletterers Autorenschaft bestreitet kategorisch Mária Aggházy, die zuerst das Kalvarienrelief der Vorderseite des Sockels analysiert. 10 Zur gleichen Zeit stellt sie auch die ungarländischen, mit ganzem Namen versehenen, bisher unbekannten Werke des Wiener Bildhauers vor. 11 Die SchlettererAttribution hält sich noch eine kurze Zeit 12 , aber Elemér Révhelyi weist bald darauf hin, dass die österreichische Fachliteratur schon früher als ein Viertel Jahrhundert die Meisterfragedes Győrer Bundesladen-Denkmals klargestellt hatte. 13 Justus Schmidts zusammenfassende Abhandlung über Joseph Emanuel Fischer von Erlach erschien im Jahre 1933, 14 und er war der zuerst darauf hinweist, dass die im Albrecht-Kodex verewigte Werke seien, im Ganzen die Skizzen Fischer von Erbachs des Jüngeren, des damaligen Eofarchitekten, enthalten. Im Falle der Denkmäler war der jüngere Fischer der Entwerfer der architek1. BLEIRELIEF VON ANTONIO CORRADIN1, BUDAPEST, MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE