Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)
SZILÁGYI, András: Die Monstranz zu Németújvár/Güssing
stranz gerade zu den Werken der spätgotischen Kunst von Schwaben gehört. Wir müssen es als charakteristisch auffassen, dass das einzige analoge Denkmal vom Gebiet des mittelalterlichen Ungarns gerade aus dem Kreise der Kaschauer Holzplastik entstammt. Der schwäbische Einfluss — bzw. jener der Ulmer Bildhauerei — auf die Kaschauer Holzplastik wurde bereits von der früheren ungarischen Forschung festgestellt. 29 Zur genaueren Bestimmung der die Monstranz herstellenden Werkstatt gibt die Person des Stifters einen Anhaltspunkt. Es scheint nämlich wahrscheinlich, dass diese Werkstatt auf dem Gebiet tätig war, wo die Familie Paumkircher am Anfang des 16. Jahrhunderts Grundbesitze hatte. Die Paumkircher, in deren Besitz sich die Burgen von Rohonc (Rechnitz) und Szalonak (Schlaining) befanden, gehörten zum sog. ,,krainisch-ungarischen Zweig" der Familie. 30 Ein anderer Zweig der Familie hatte rechtgemäss bis 1508 grosse Grundbesitze in Kärnten. 31 Wir können daher vernehmen, dass die Monstranz zu Németújvár von einer, in •einer krainischen oder kärntnerischen Stadt arbeitenden Goldschmiede-Werkstatt verfertigt wurde. Angaben über ihre Tätigkeit sind vorläufig nicht bekannt. Das am unteren Teil des Fusses sichtbare, gestochene Wappen vermag aufgrund unserer bisherigen Kenntnisse nicht identifiziert werden (Abb. 12.). Die Geschichte der Monstranz behauptet es für gewiss, dass dieses Wappen weder dem Auftraggeber noch einem etwaigen späteren Besitzer gehörte. 32 Einzelne sporadische Angaben bestätigen, dass in einigen Städten Mitteleuropas solche Zünfte tätig waren, die über seitens eines Herrschers verliehene, eigene Wappen verfügten. 33 Es ist anzunehmen, dass die Meister dieser Zünfte auf einige, anspruchsvollere, ihr Können auf eine würdige Art repräsentierende Werken dieses Wappen erscheinen liessen. Es ist uns ein einziges Beispiel bekannt, das diese Voraussetzung wahrscheinlich machen kann. Im Chor der Hl. ÄgidiusKirche zu Bártfa (Bardejov, Slowakei) finden wir am Giebelwerk des sich der südlichen Wand anpassenden Chorgestühls ein geschnitztes Wappen. Im Schild ist ein Kreuz, dessen oberer Schaft in einem gebrochenen Pfahl endet, links davon ist eine Rosette zu sehen. 34 Die im Wappen vorkommenden Motive stehen mit den mittelalterlichen Steinmetzzeichen im Zusammenhang. Trotzdem vermuten war, dass das erwähnte Wappen von Bártfa jener Zunft ein Andenken stellt, zu der die das Chorgestühl herstellende Werkstatt gehört hat. Das Wappen der Monstranz zu Németújvár, so scheint es, muss ähnlicherweise erklärt werden. 35 Ihre Auflösung würde einen wichtigen Beitrag zur genaueren Bestimmung der Werkstatt von unserer Monstranz bringen. Unserer Annahme gemäss, können die eingravierten Buchstaben P S, die oberhalb des Wappens erscheinen, als das Monogramm des leitenden Meisters der Werkstatt unseres Kunstwerkes bedeutet werden. 3 " Diese Voraussetzung wird durch das Beispiel der Sachseiner Monstranz wahrscheinlich gemacht. Die auf dem Fuss dieses Werkes zu sehenden „aus Silberblech ausgeschnittenen Initialen C A" sind als „Signatur" des Basler Goldschmiedes, Caspar Angelrot zu betrachten. 37 Aufgrund der neuesten Photographie vom 1973 38 ist es festzustellen, dass der Erhaltungszustand der Monstranz hat sich seit 1912 — dem Jahre der Verfertigung der Aufnahme unseres Archivs (Abb. 1.) — nur in geringem Mass verändert. Der Nodus ist zurzeit am oberen Teil des Schaftes zu finden. Diese ungewöhnliche Lösung ruht auf einem Missverständnis, und ist gewiss provisorisch gemeint.