Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)
SZILÁGYI, András: Die Monstranz zu Németújvár/Güssing
Die vier Pfeiler, die die Statuette der Hl. Margarete flankieren, tragen einen schön ausgebildeten Baldachin. Darüber erheben sich vier geschwungene Fialen, und ein von Krabben geschmückter Turmhelm, gekrönt von einer Kreuzblume. Über dem Giebel der Nischen, am ersten Geschoss befindet sich je eine Fiale. Diese sind durch in geschwungenen Fialen endenden, sich zweimal durchschneidende, halbkreisförmige Bögen mit den Pfeilern des zweiten Turmgeschosses verbunden. Diese Konstruktion kommt besonders selten bei den gotischen Monstranzen, Reliquiaren, sowie den dazu verfertigten Vorlagen vor. Auf früheren, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammenden Goldschmiedewerken bilden Strebebögen einen Übergang zwischen den Pfeilern und den Seitenfialen; diese strengen Architekturdetails wurden auf den spätgotischen Monstranzen durch verflochtene, gebogene Äste abgelöst. 18 Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Ausgestaltung unseres Gegenstandes und den zwei der Monstranz-Entwürfe im Besitz des Basler Kupferstichkabinetts 19 (Abb. 10.). Auf diesen Zeichnungen passen sich die in geschwungenen Fialen endenden, einander zweimal durchgeschnittenen Bögen dem Trichter der Monstranzen an. Obwohl diese Einzelteile auf eine andere Art auf der Visierung angebracht sind, wie die ähnlichen Details unserer Monstranz, kann ihre Ausgestaltung als identisch zu betrachtet werden. Früherer Forschung zufolge wurden die sog. „Basler Goldschmiederisse" in Augsburg verfertigt, sie gehörten zur Werkstatt von Jörg Schweiger, einem aus Augsburg nach Basel übersiedelten Goldschmied. 20 Die neueste Bearbeitung schreibt einen grossen Teil der „Basler Goldschmiederisse", sowie auch die zwei erwähnten Zeichnungen einer Basler Werkstatt zu. 21 Es besteht kein Zweifel darüber, dass diese Zeichnungen aus den oberrheinischen Monstranz-Entwürfen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts abzuleiten sind. Diese zwei Zeichnungen sind jedoch mit den am Anfang des 16. Jahrhunderts in Basel verfertigten Monstranzen nicht eng verbunden. Diese Zeichnungen passen sich weniger der speziellen, lokalen Entwicklung der Basler Goldschmiedekunst an, sie haben eher eine engere Beziehung zu den zeitgenössischen Goldschmiedewerken von Schwaben, bzw. Augsburg. 22 Ein charakteristisches Werk der niederösterreichischen Tafelmalerei vom Anfang des 16. Jahrhunderts liefert für die eigenartigen Einzelteile, d. h. die sich durchschneidenden Bögen unserer Monstranz eine wichtige Analogie. Zwei erhalten gebliebene Tafel des für den Krainburger Dom (Kranj, Slowenien) verfertigten Flügelaltars befinden sich zurzeit in der Österreichischen Nationalgalerie in Wien 23 (Abb. IL). Der obere Teil dieser Tafel wird durch gemalte, vergoldete Architektur dekoriert, die aus ähnlichen Elementen hergestellt ist. Die frühere österreichische Forschung hat dieses Werk einem in Steiermark 24 bzw. in Steiermark oder Kärnten tätigen, unter dem Einfluss der norddeutschen und niederländischen Malerei stehenden Meister zugewiesen. 25 Der Meister des Krainburger Altars war, der neuesten Forschung zufolge, in einer Werkstatt entweder in Steiermark, oder Kärnten, oder Krain zwischen den Jahren 1490 und 1520 tätig. 20 Zur Bestimmung gotischer Goldschmiedearbeiten leistet oft eine Analogie aus dem Kreise anderer Kunstgattungen eine wichtige Hilfe. Als Beispiel sei hier die neueste Bearbeitung des Altarkreuzes zu Czçstochowa angeführt. H. Kohlhaussen bringt dieses Werk aufgrund der charakteristischen Unterstützung der Gestalten von Maria und Johannes des Evangelisten in Zusammenhang mit einer bedeutenden Altartafel der 13