Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)

PEKÁR, Zsuzsa: Gedanken über die Probleme der wappenhaltenden Engel

Hochadels sind, die ein Jahrhundert später im Kulturkreis von Nürnberg auftreten. In diesem Falle könnte man sogar annehmen, dass Augustin Hirschvo­gel dabei die Rolle des Vermittlers gespielt hat. 32 Sein vielseitiges Schaffen ist uns hauptsächlich aus der Chronik des J. Neudörffers bekannt. Als Kartograph ver­fertigte er in 1539 eine Spezialkarte der türkischen Grenzen und gelangte so nach Ungarn. Er hielt in Nordungarn mit dem Oligarchen Péter Perényi gute Beziehun­gen aufrecht,-' 1-' verweilte vermutlich in seiner Burg von Sárospatak, verfertigte dort sein Porträt und begann in seinem Auftrage mit den Radierungen der grossen, von Perényi geplanten Bilderbibel. Da Perényi im Jahre 1542 in Gefangenschaft gerät, wird der Aufenthalt Hirschvogels in Sárospatak zwischen den Jahren 1539 und 1542 vermutet. In den folgenden Jahren bereiste er ganz Ungarn um kar­tographische Aufnahmen zu verfertigen und so hatte er die Gelegenheit die gotischen schildhaltenden Engel der un­garischen Könige auf den Wappenbildern der Siegel, Siegelringe, Grabdenkmäler, Kachelöfen, und auf den übrigen Gebieten der plastischen Kunst kennen zu lernen. Da er den Höhepunkt seines ornamentalen Schaffens in seinen Wappenbildern er­reichte und in Nürnberg sogar die Stein­schneidekunst lehrte, ist es anzunehmen, dass die Eindrücke, die er in Ungarn auf diesem Gebiet erhalten hat, nicht spurlos vergangen sind. Der Einfluss Hirschvogels auf die Kunst des Virgil Solis ist bekannt, aus dessen Büchlein: „Biblische Figuren des Alten Testaments" (1565) sich der Unter­schied zwischen den Flügeln der Wappen­träger der Siegburger und Kreussener Kunst leicht enträtseln lässt. Alle rollenspielenden und machtentfaldenden Engel erscheinen nämlich mit grossen Vogelflügeln, während die, im Rahmen als Dekoration fungierenden, geflügelte Wesen nur kleine oder schmetterlingartige Flügel tragen. Der Engel des Neudörffer Emblems ist daher kein Machtsymbol, es ist nur eine Dekoration. Der Renaissancewappen der Neu­dörffer erschien im Jahre 1579 in Jost Amman's Wappenbuch, doch die Engels­figur entspricht nicht den realistischen, le­benstreuen Gestalten, die sonst als Wap­penhälter in seiner Kunst auftreten. Da er aber die Werkstatt des Virgil Solis weiterführte und auch seine Schüler über­nahm, könnte man den Künstler der mit soviel Verständnis den bürgerlichen Wap­pen mit einem Engel dekorierte, eher zwischen den Anhängern Virgil Solis' suchen. Eine Kreussener Krukke mit dem wappenschildtragenden Engel befindet sich heute in Budapest. In der deutschen Fachliteratur wurden bis jetzt vier braune Gefässe mit dem Neudörffer-Emblem veröffentlicht, doch diese Schraubflasche ist die einzige, die ausser ornamentalen Motiven auf allen vier Seiten nur die Neudörffer-Insignien trägt. Da sie ausser­dem alle Eigenschaften besitzt, die auf die Kunst der Vest Meister hinweisen, kann man sie als eines der zuerst erschienenen, auf Bestellung der Neudörffer verfertigten Gefässe betrachten. Die Krukke wurde von Imre Pékár'''' im Jahre 1905, in Liège erworben. Der in Steinzeug gebrannte braune Engel über­lebte vier Jahrhunderte und deutet heute noch auf die problematischen Wechsel­wirkungen in Kunst und Kultur. 35 28

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