Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)

Le Musée des Arts Décoratifs en 1972

und Tod auf dem endlosen Weg der einan­der überschneidenden, ineinander überge­henden Generationen. Der Gedanke und die Idee, die sich im Werk manifestieren, mag auch sein Stoff ein toter sein, lebt weiter als geistiges Band zwischen der abgelebten Vergangenheit und der werdender Zukunft. Wir wissen, dass jedes museale Objekt, jedes Werk Stütze und Erzieher ist, das uns das Historische bewusst macht. Histo­risches Bewusstsein aber ist in letzter Kon­sequenz eine alles durchwebende Bewegung in Erkenntnis des Entwicklungsgesetzes, im Einklang mit der Ideologie unserer Zeit. Doch wenn wir den schöpferischen Men­schen der Zukunft bilden, ist das Wort, der geschriebene Text nur eine Krücke, ein notwendiger, doch nicht vollwertiger Helfer für den Lehrer und Erzieher. Was er spricht, beschreibt nur die Werke, die Wer­ke selbst aber sprechen unmittelbar zu uns durch sozusagen sämtliche Kanäle un­serer Wahrnehmung, sie dringen in alle Schichten unseres Bewusstseins ein und bringen unser Verhalten zur Reife. So wird die von Menschen geformte Umgebung selbst zum Menschenformer. Unbestreitbar ist die menschenerzie­hende Wirkung der Umgebung, auch wenn ihre Bedeutung nicht immer gleich ge­würdigt wird. Ich glaube, ein entscheiden­des Problem unserer Zeit damit angedeutet zu haben. Das Problem, für dessen Lösung wir — zumindest auf gedanklich-prinzipiel­ler Ebene — bereits bestimmte Vorstellun­gen haben, wenn auch ihre Verwirklichung noch in den Kinderschuhen steckt, und wir heute noch gegen kaum überwindbare, na­türliche, praktische Hindernisse, wirtschaft­liche Schwierigkeiten und nicht zuletzt auch gegen Unverständnis anzukämpfen haben. Ich glaube, dass die komplizierte Problematik der selbst geschaffenen Um­welt des Menschen sich noch niemals so vielschichtig präsentiert hat wie in unseren Tagen. Man weiss, dass sich die Wissen­schaft auf der ganzen Welt zwangsläufig den Umweltproblemen zugewandt hat, da unser grösster Stolz, die wunderbare Ent­wicklung der Technik, sich in gewisser Hin­sicht gegen seine Schöpfer, die Menschen, gewendet hat. Im Zeitalter der wissen­schaftlichen und technischen Revolution finden wir uns nie geahnten Schwierig­keiten gegenübergestellt. Die Wissenschaft und die Technik dafür verantwortlich zu machen, wäre irrig. Nicht diese sind zu­weit vorangeeilt, wir leiden vielmehr an einer gewissen Einseitigkeit der Entwick­lung, ich möchte fest sagen, an der Unzu­länglichkeit eben der technischen Entwick­lung, die, vorwärtsstürmend, nicht imstan­de ist, die Gefahren, die sie selbst hervor­bringt, auszumerzen. Und während wir weltweit Zeugen der Besinnung, des Er­schreckens sind, und auch der Bemühun­gen, die lebensgefährenden Faktoren mit den Mitteln der Wissenschaft, Technik und Wirtschaft zu bekämpfen, scheint es uns zuweilen, dass auch in diesen Bemühungen eine gewisse Einseitigkeit vorherrscht, und man es mehr mit der Beseitigung der Symp­tome, mit einem augenblicklichen Feuer­löschen zu tun hat. Doch es geht um mehr, es geht um den ganzen Menschen, um unser Menschsein in dem Sinn, wie wir es im Sinn des sozialistischen Humanismus, der Vollständigkeit des sozialen Lebens ver­stehen. Zugegeben, die Verhütung der un­mittelbaren Lebensgefahr geht immer al­lem voran. Und eben diese Aufgabe tritt im Interesse der gesamten gefährdeten Welt immer dringlicher an uns heran. Die Uhr bleibt stehen, wenn der Motor ihrer Be­wegung, man könnte sagen: ihres Lebens, wenn die Feder springt. Doch frage ich, ist denn die Unruh, der Gangregler, weni­ger bedeutend, wo doch dieses kleine In­strument den Herzschlag der Uhr ihren Kreislauf regelt? Wenn es reisst, ist auch 194

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