Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

KISS, Ákos: Die Entwicklung der kunstgewerblichen Bewegungen und das Entstehen der Kunstgewerbemuseen

Baukunst zum Ausdruck, die jedoch bei den meisten Kunstgewerben, wie den ihrerseits angewandten Nebengewerben, die Initiative für sich behielt. Der sein Gestern vergessen­der neuer Typ des Architekten mit dem akademischen Rang von der technischen Hoch­schule, versehen mit den Vorzügen als anregender Besteller, machte sich nun an die Schaffung der neuen Stilformen des Historismus, die auf diese Weise aber, statt aus dem Natürlichen, aus dem gewissermassen Naiven, aus der inneren Freiheit der Formwelt frühe­rer Künste zu schöpfen, nunmehr aus der für die als besten gehaltenen Perioden der Ver­gangenheit ausgehend, durch Auswahl der vorteilhaftesten Elemente entwickelt werden. Den wichtigsten Charakterzug der künstlerischen Bestrebungen der Zeiten sehen wir in jenem paradoxen Umstand, dass trotz jeder historisierenden Neigung, an Stelle der bishe­rigen natürlichen Strömung der einander folgenden Stilvorgänge, gerade jetzt eine recht starke Entfremdung von der Vergangenheit eintritt. Der massgebende Ästhet-Architekt (früher Pugin, Schinkel, Semper, Viollet-le-Duc, jetzt Th. Hansen, Stühler) bemühte sich möglicherweise alles von den Stilen und Zusammen­hängen der vergangenen Zeiten zu erfahren; seine beachtungswerten, oft mit ernster schriftstellerischen Begabung entfalteten Ansichten fielen aber eher als eine Art voraus­sagende Programmästhetik aus, nicht aber als Dienstleistung der neuen Kunst. Die Abweichung zwischen dem als Hauptprinzip der Strömungen der Romantik erschei­nenden Geschichtlichen und dem in erster Reihe bürgerlichen Historismus des Jahrhun­derts ergibt sich gerade aus dem Gesagten. Auf dieser Grundlage ist auch eine Möglich­keit zu einer gewissen Trennung derselben gegeben, wodurch auch die bisherige Auslegung der Romantik zu modifizieren wäre. Diese waren die hauptsächlichsten Richtlinien der Kunst des Zeitalters, als im dritten Viertel des Jahrhunderts die Weltausstellungen mit den durch die kunstgewerblichen Bewegungen gesteckten anspruchsvollen Zeiten stattfanden. Den Ansprüchen früherer Zeiten und der Jahrhundertmitte nachkommend, wurden nun­mehr die künstlerischen gewerblichen Formen zu einer handgreiflichen Realität. Allerdings blieb zwischen Ansprüchen der besten Experten und Erfüllung derselben während der gan­zen Periode eine Schlucht bestehen. Die Grundsätze des Dekorationswesen im Historismus und die Methoden in der Stilanwen­dung brachten eine sehr reiche Ornamentik mit sich, 10 was aber im Laufe der ganzen Pe­riode bestritten wurde, und die Grössten, wie W. Dyce und G. Semper waren stets dagegen, dass Gebrauchsgegenstände mit Verzierungen hergestellt werden. Semper hielt die immer komplizierter werdende Formerneuerung seines Zeitalters für antiquarisch und exzentrisch, für eine Formwelt, die aus dem affektierten schöngeisterischen Gezierstreich des Bohe­me-Filisters entstanden sei. 1 '" Die Mode der mit reicher Ornamentik versehenen Flächen entwickelte sich aber bereits sowohl auf der französisch-österreichischen Linie des Zwei­ten Rokoko, wie auch in der romantischen Neogotik ; der neue bürgerliche Geschmack ver­langte auch in den folgenden Jahrzehnten die Fülle der Dekoration, mit tiefem, schwerem Kolorit. Die führenden Ästheten blieben demnach mit ihren Vorsätzen allein. Die Kunst­gewerbliche Bewegung erforschte und prüfte die Zierelemente und das Wesen ihrer Syste­me in einer ganz eigentümlichen Weise; zu einem der Hauptinteressenbereiche der Zeit gehörte die Frage, worin die effektiven Gründe der Schönheit, der Bedeutung der Zierele­mente liegen, und ob es möglich wäre neue Ornamente und Dekorationsmethode zu schaffen. Das aus 1844 stammende Buch der Ornamentik von D. R. Hay ist eines der Ersten, und versucht bereits die Elemente der Konstruktion und die Zusammenhänge 14

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