Közlemények Zala megye közgyűjteményeinek kutatásaiból - Zalai Gyűjtemény 28. (Zalaegerszeg, 1989)

Hudi József: A balatoni fürdőkultúra a reformkorban

JÓZSEF HUDI: DIE BADEKULTUR AM BALATON IN DER REFORMZEIT Die Arbeit beschäftigt sich mit der Herausbildung der Badekultur am Balaton und verfolgt die Anfangsepoche ihrer Entwicklung in den der bürgerlichen Revo­lution vorausgegangenen Jahrzehnten. Näher beschäftigt sich die Arbeit mit den letzten anderthalb bis zwei Jahrzehnten. Das Baden im See, welches als bürgerliche Badekultureie spezielle Erscheinung ist, begann sich in den zwanziger Jahren des 19. Jh. s synchron zur europäischen Entwicklung am Balaton, dem grössten See in Mitteleuropa, auszubreiten. Im Jahre 1821 wurden Badehäuser in die Bucht von Balatonarács, ein Jahr später schon in der Bucht von Füred gebaut. Zu grösserer Bedeutung gelang allerdings nur das Seebad von Füred, was auch nicht zufällig war, da in Füred schon siet etwa einem Jahrhundert die Heilbäder in Betrieb waren und zu hunderten Gäste nicht nur aus Hngarn und aus den zur Habsburger Monarchie gehörenden Ländern, sondern auch aus anderen europäischen Staaten anzog. (Obwohl die Zahl der ausländischen Gäste das ganze 19. Jh. hindurch verschwindend klein neben der der Einheimischen war.) Die in der Mitte des 18. Jh. s ausgebaute Badesiedlung begann sich erts unter der Herrschaft Josefs II. dynamisch zu entwickeln. Eine neue Epoche in der Ge­schichte des Bades leitete der Neubau (1834—37) nach der Feuersbrunst von 1834 ein, in welcher Folge eine mit internationalen Massstäben messbare, den Be­dürfnissen einer Grossstadt gerecht werdende, zeitgemässe Badesiedlung entstand. In den Gebäuden, die dem Benediktiner Orden zu Tihany gehörten, und in Privat­häusern gab es insgesamt mehr als 300 zu vermietende Zimmer. In der Saison bestand die Möglichkeit, dass 1500 bis 2000 Personen unterschiedlichen Ranges bequeme Unterkunft und Versorgung fanden. (Die anderen Gäste haben wahr­scheinlich in den Gasthäusern, Villen, Weinberghäusern und Bauernhäusern der Umgebung Unterkunft gefunden.) Der Verfasser beweist auch mit Hilfe der Auswertung der Statistiken über den Betrieb der Heil- und Seebäder, dass in der Geschichte der Bäder nach 1835 eine neue Periode beginnt. So wurde zu diesem Zeitpunkt Füred auch vom Heilbad zu einem Heilbad und Erholungsort. Eine Funktionserweiterung kann beobachtet wer­den: die Gäste kommen nicht in erster Linie an den Balaton, um sich heilen zu lassen, sondern um sich zu erholen, sich zu unterhalten. Ein Teil der Händler aus Wien und Pest benutzten ihre Erholung auch, um Geschäfte abzuschliessen. Und Prostituierte aus der Grossstadt fanden hier neue Arbeitsmöglichkeiten, höhere Einnahmen zogen sie an. Mit der Auswertung eines Druckes von 1840 mit der Namensliste wird aufgezeigt, dass in den Badeorten vor allem die oberen und mittleren Schichten der ungarischen Gesellschaft vertreten sind. Hauptvertreter sind: zahlreiche mittlere Adlige aus den benachbarten Gespanschaften, die zu Hause oder in Wien lebende Hocharistokratie, der Kirchenholchadel, das städtische Gross- und Kleinbürgertum und die frei beschäftigte Intelligenz. Es fehlen das Bauerntum, welches das Baden noch nach der mittelalterlichen Anschauung beurteilte, weiterhin die niedrigen Adlingen mit kleinem Besitz, de auf bäuerlichem Niveau lebten, welche deshalb die billigeren Bäder bevorzugten (von denen es in der Umgebung mehrere gab). Die gründlichen Untersuchungen des Lebens der Badeorte (Tagesablauf, Ord­nung, Mentalität) weisen darauf hin, dass der „bürgerliche" Charakter der Bade­kultur widerspruchsvoll ist, da die institutionellen Formen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit kaum ausgebildet waren. Im gesellschaftlichen Umgang ist noch die Anschauung von der alten ständischen Ordnung ausgeprägt, jedoch wächst der Einfluss der liberalen Vertreter in den Kreisen der Intelligenz rasch. Der Badeort als Forum des öffentlichen Lebens war Treffplatz der Anhänger des bürgerlichen Ungarns sowie der Opposition. Im Verlauf der Entwicklung zu einer bürgerlichen Nation ist das ein massgebender kultureller und politischer Faktor.

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