Vízügyi Közlemények, 1999 (81. évfolyam)

4. füzet - Szlávik Lajos-Galbáts Zoltán-Kiss Attila-Kisházi Péter-Rátky István: A Fehér-, Fekete- és Kettős-Körös árvizei, árvízvédelmi rendszere és a Kisdelta szükségtározó

610 Szlávik L.-Galbáts Z.-Kiss A.-Kisházi P.-Ràtky 1. ist, wobei der Trend der Wasserstandserhöhung auch in den letzten Jahren unverändert blieb (Tabelle V, Bild 9). Auch das Gefälle der Hochwasserstände hat sich verändert (Tabelle VI). Um die Abflüsse und die Wasservolumina der im Körös-System abfließenden Hochwässer möglichst genau zu erfassen, wurden anläßlich der Hochwässer der letzten Jahrzehnte zahlreiche Ab­flußmessungen durchgeführt (Tabelle VIT). Unter Verwendung dieser Meßergebnisse konnten die Hysteresis-Schleifen der Schlüsselkurven der einzelnen Hochwasserwellen mit großer Sicherheit er­mittelt werden (Bild 10). Auch die Höchstabflüsse und die Wasservolumina der einzelnen Hochwas­serwellen werden - wahrscheinlich infolge der im Einzugsgebiet stattgefündenen anthropogenen Maßnahmen — durch steigende Trends charakterisiert (Bild 11, Tabelle V). Aus einer Untersuchung sämtlicher Parameter der bedeutendsten Hochwässer des XX. Jh. (am Pegel Gyula der Fehér-Körös gab es deren 14, am Pegel Remete der Fekete-Körös aber 13) geht hervor, daß die Höchstwerte wäh­rend der Hochwasserwellen der letzter zwei-drei Jahrzehnte beobachtet wurden, wobei die höheren Werte in letzter Zeit immer häufiger wurden (Tabelle V). Die durch die Formen der Einzugsgebiete, durch die Gewässernetze, durch die Eigenschaften des ausgebauten Hochwasserschutzsystems bedingten Charakteristika des Ablaufes der Hochwas­serwellen der Fekete- und Fehér-Körös haben sich während der Jahrzehnte nicht verändert, wobei die Hochwasserverhältnisse des ganzen Gewässersystems maßgeblich von der Fekete-Körös geprägt waren. Während des Weihnachtshochwassers 1995 hat sich jedoch der gewöhnliche Hochwasser­wellen-Fahrplan der beiden Flüsse geändert, wobei auch die Gefälleverhältnisse modifiziert wurden, so daß eine früher nie beobachtete Situation entstand: die Hochwasserwelle wurde nämlich diesmal von den Abflußverhältnissen der Fehér-Körös „gesteuert". Die hydrologische und Hochwasserschutz-Lage der Körös-Flüsse kann ohne Übertreibung als extremistisch bezeichnet werden. Seit 1966 kam es auf ungarischem Staatsgebiet sogar zu zwei Dammbrüchen, und außerdem mußte fast jedes bedeutendere Hochwasser planmäßig gespe ichert werden. Besonders bemerkenswert ist es, daß während der vergangenen 20 Jahre die Hochwasser­probleme, die Dammbrüche, die Notspeicherungen im Gewässersystem der beiden Flüsse sich all­mählich flußabwärts und somit auf den ungarischen Teil des Einzugagebietes verlagerten. Während der 45 Jahre zwischen 1925 und 1970 auf ungarischem Staatsgebiet zu keinem Deichbruch bzw. zu keiner Notspeicherung kam, gab es zwischen 1974 und 1995 sogar 13 solche Ereignisse (Bild 8, Tabelle VIII). Die offensichtliche Ursache dieser Erscheinung ist, daß im Bergland und im Bergvor­land auch die verhältnismäßig engen Täler der Nebenflüsse allmählich, aber ununterbrochen einge­dämmt wurden und werden. Die weitere Dynamik und das Ausmaß dieses Prozesses kann heute noch keineswegs vorausgesagt werden. Es ist auffallend und bedenklich, daß die Hochwasserschutz­Situation auf ungarischem Gebiet —trotz kontinuierlicher Entwicklung des Schutzsystems—während der vergangenen sieben Jahrzehnte immer kritischer wurden. Es ist zu erwarten, daß an den ungaris­chen Strecken der Körös-Flüsse in den zukünftigen Jahren noch ungünstigere Abfluß-Situationen entstehen werden. Während der vergangenen drei Jahrzehnte wurde es offenkundig, daß der „herkömmliche" Weg der Hochwasserschutz-Entwicklungen — d.h. die Erhöhung und die Querschnitt-Verstärkung der Hochwasserschutzdeiche — an sich nicht mehr ausreicht: als eine aktive Lösung des Hochwas­serproblems muß auch die Notspeicherung der Hochwässer angewandt werden. Während des Hochwassers von 1974 und infolge der darauffolgenden Entwicklungen gelangte man zur Ansicht, daß sich die Hochwassersituation der früher die meisten Probleme verursachenden Fekete-Körös , dank dem Ausbau der Notspeicher von Mályvád, Tamásda, Kis-Zerind und Tös-Pol­der , stabilisiert hat (Bild 1). Während der Hochwässer von 1980 und 1981 haben diese Notspeicher gute Zeugnisse abgelegt. Das Hochwasser vom Dezember 1995 lenkte allerdings die Aufmerksam­keit auf die Tatsache, daß die Elemente des bestehenden Schutzanlagensystems nicht mehr ausrei­chen, die zunehmenden Hochwässer der Fehér-Körös zwischen den Dämmen mit genügender Si­cherheit abzuleiten. Nach dem Hochwasser vom Dezember 1995 wurde eindeutig erkannt, daß die Hochwasser­probleme dieses Gebietes nur mit Hilfe der Notspeicherung wirksam gelöst werden können. Dies-

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