Vízügyi Közlemények, 1992 (74. évfolyam)
3. füzet - Pálfai Imre: Az 1940-42. évi katasztrofális belvízjárás emlékezete (Szászhelyi Pál és Papp Ferenc hozzászólásával)
258 Pálfai Imre Erinnerung an die katastrophalen Polderwasserüberschwemmungen von 1940-42 von Dr.-Ing. Imre PÁLFAI Die der Schneeschmelze entstammenden Polderwässer haben in den Flachlandgebieten Ungarns im Frühling 1940 etwa 5000 km 2, im Jahre 1941 etwa 4000 km 2 und 1942 etwa 6000 km -t überschwemmt (Bild 2). Zu den größten Überschwemmungen kam es in der Großen Tiefebene (Bilder 1, 3 und 4). 1940 und 1941 kamen auch noch ausgiebige Sommer- und Herbstniederschläge dazu. Die Schäden waren, trotz den mit vollem Einsatz durchgeführten Abwehrmaßnahmen, außerordentlich groß. In jedem der drei Jahre blieb der Ernteertrag der landwirtschaftlichen Produktion, im Landesmaßstab, etwa um 15 bis 20% hinter dem Durchschnittswert der vorangegangenen zehn Jahre zurück. Der Gebäudebestand und das Verkehrsnetz wurden auch schwer betroffen. Das Polderwasser forderte auch Menschensieben. Diese außerordentlichen Zustände wurden durch die Extremwerte mehrerer Faktoren der Poldewasserentstehung bzw. durch deren gleichzeitiges Auftreten herbeigeführt. Die während des Winters 1939/40 angehäufte Schneedecke (Bild 6) zerschmolz ganz plötzlich. Das mächtige Schmelzwasservolumen wurde noch von den Schmelzniederschlägen selbst angereichert und konnte in den tief gefrorenen Boden nicht einsickern (Bild 7). Infolge des fast ununterbrochenen Niederschlages des Sommerhalbjahrs (Bild 8) blieben die Überschwemmungen fast während des ganzen Jahres auf den Feldern. Auch im Winter 1940/41 gab es vielen Niederschlag, undzwar größtenteils als Regen. Die Überschwemmungen entstanden diesmal vor allem infolge der außerordentlich hoch angestiegenen Grundwasserspiegels. Im östlichen Teil der Großen Tiefebene gab es auch während des Sommers 1941 sehr viel Niederschlag (Bild 9). Das führte wiederum zu weiteren Überschwemmungen bzw. zu einer weiteren Erhöhung des Grundwasserspiegels (Bild 10). Im Winter 1941/42 viel noch mehr Schnee, als vor zwei Jahren (Bild 11); infolge der außerordentlich niedrigen Temperaturen (Bild 12) durchfror der Boden auch dieses Mal bis zu großen Tiefen; der Grundwasserspiegel stand hoch, so daß es - trotz der diesmal verhältnismäßig langsamen Schneeschmelze - wieder zu mächtigen Überschwemmungen kam. Der Verfasser definiert eine sog. winterliche Polderwasser-Kennzahl (PB1\. ш), welche sämtliche maßgebende Faktoren der Polderwasserentstehung in eine einzige Zahl synthetisiert. Im Zähler der Definitionsformel (1) stehen die Faktoren der Wasserbelastung (Niederschlagshöhe des Winterhalbjahrs, maximale Dicke der Schneedecke), in ihrem Nenner aber die Faktoren, welche die Wasseraufnahmekapazität des Bodens beeinflussen (Grundwasserstand im Oktober, Bodenfrosttiefe im Februar). Die numerischen Werte dieser Kennzahl wurden für je eine Region zwischen der Donau und Theiß bzw. zwischen den Flüssen Körös und Maros, für die 60jährige Periode zwischen 1931 und 1990 ermittelt. Die für die erstgenannte Region erhaltenen Ergebnisse werden in Bild 13 dargestellt, während sie in Tabelle I nach Größenordnung geordnet ausgewiesen wurden, wobei die schwerpunktmäßig untersuchten drei Winter gesondert bezeichnet wurden. Am ersten Platz steht der Winter 1941/42, am zweiten der Winter 1939/40. Die ebenfalls aus der 60jährigen Datenreihe ermittelten Werte der sog. sommerlichen Polderwasser-Kennzahl (welche ähnlich wie in Gl. (1) definiert wurde) räumen dem Jahr 1940 den ersten und dem Jahr 1941 den dritten Platz ein. Während 1940-42 gab es also außerordentliche Witterungsverhältnisse für die Entstehung des spätwinterlichen und des sommerlichen Polderwassers. Die Wahrscheinlichkeit für die Wiederholung solch extremer Verhältnisse ist zwar äußerst gering, doch muß man auch darauf vorbereitet sein.