O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 23. (Budapest, 1989)
Stohl, G.: Gedanken über die ersten Phasen der Domestikation von Huftieren (Mammalia, Ungulata) 73-79. o.
Tatsachen zu entsprechen, dass die Farbe des ausgewachsenen Ures bei beiden Geschlechtern schwarz, bzw. tief dunkelgrau, die der Kälber dagegen rötlich war. Nun, unter 1 den in Lascaux abgebildeten Kühen und Stieren gab es in der Tat rein schwarze, aber- neben ihnen auch rötlichbraune uder rein rote. Und da die eine rote Kuh ihr ebenfalls rötliches Kalb führte, kann nicht daran gezweifelt werden, dass die Lascaux-Kühe auch bei Beibehaltung ihrer roten Farbe zur Fortpflanzung gelangten. Obwohl an der Lebenstreue der in den franko-kant.abri sehen Höhlen aufgefundenen Tierbilder' im grossen und ganzen nicht gezweifelt werden kann, könnte man hinsichtlich des Körperbaues der abgebildeten Pferde noch Einwände erheben. Es ist möglich, dass die Abbildungen den tatsächlichen Körperbau, vor allem die Kopfform nicht absolut lebenstreu zurückgeben. Die in dem BOU RDE LLschen Institut in Paris aufbewahrten subfossilen Pferdeschädel gehören aber ebenfalls zwei verschiedenen Typen an: der eine ähnelt dem des PrzewalskiPferdes, der andere dem des sog. Tarpans. Wenn auch die Höhlenmalereien über den Körperbau einiges zu wünschen übrig lassen, kann die Realität ihrer Farbe nicht in Frage gestellt werden. Die völlig realistische, tadellose Darstellung sämtlicher Farben des Przewal ski-Pferdes zwingt einen - mit der Kraft der Logik - anzunehmen, dass auch die in anderen Farben gemalten Pferde der Wahrheit entsprechen. ANGHI (1974) wies nachdrücklich darauf hin, dass in den frankokantabrischen Höhlenmalereien beide Typen des von ihm für wild gehaltenen Pferdes abgebildet wurden: das typische Przewalski-Pferd (Takin) und das mausgraue Tarpan. Aufgrund seiner eigenen Untersuchungen kam ANGHI zu dem Schluss, dass in einigen Höhlen vor allem Przewalski-Pferde, in anderen dagegen Tarpane abgebildet waren. In den Höhlen von Altamira, Niaux, Pech Merle, Les Comarelles, Fonte de Gome hat der am Ende des Paläolithiku m tätige Mensch vor' allem typische Przewalski-Pferde abgebildet, während in Lascaux und Las Monedas Tarpane. ANGHI war der Meinung, dass das Gebiet, in welchem diese Höhlenmalereien entstanden waren, ein Grenzgebiet zwischen den Arealen beider Formen des Wildpferdes bildete. Der Umstand, dass beide Typen - wenn auch in abweichendem Verhältnis - nebeneinander vorkamen, lässt sich mit einer ständigen Kreuzung zwischen beiden Formen im Grenzgebiet erklären. Im Zusammenhang damit soll aber daraufhingewiesen werden, dass z.B. in Lascaux nicht nur einfarbig braune, bzw. dunkelbraune Pferde abgebildet wurden. Auf der linken Felswand in der "Grossen Halle der Stiere" sieht man neben einer Reihe von kleinen schwarzen Pferden auch ein rotes mit schwarzem Kopf, schwarzem Schweif und schwarzen Beinen. In der "Galerie der Malereien", wo unter den drei erwähnten Kühen ein typisches PrzewalskiPferd abgebildet ist, befinden sich nicht nur die Abbildungen von dunkelbraunen und schwarzen Pferden, sondern auch jene eines gefleckten Exemplars (Abb. 2). Man fragt sich, ob das Tier nicht - wie das in der Höhle von Pech Merle abgebildete Pferd - letzten Endes ein Apfelschimmel war. Da die Farbenvielfalt dieser Pferde jene der wilden Equiden weit übertrifft, kann die Annahme nicht übergegangen werden, dass sich diese Pferde in einem Zustand befanden, der dem von vorkolumbianischen Indianern "behirteten" Guanakos und von den nordischen Nomaden überwachten Hausrenen entspricht. Und zum Schluss soll noch - im Zusammenhang mit den hier abgebildeten Pferden - auf die seinerzeit von ANTONIUS (1943) aufgeworfenen Probleme hingewiesen werden: "Die Frage nach dem Alter des Pferdes als Haustier in Europa hat in der letzten Zeit statt Klärung neuerliche Verwirrung erfahren. Während nämlich bisher als ausgemacht galt, dass erst die von den Indogermanen getragene grosse Kulturwende von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit die Verbreitung des neuen Haustieres mit sich brachte, ist in Spanien eine nach Ansicht mancher Prähistoriker weit ältere Zeichnung (Abb. 89) entdeckt worden, die ein am Halfter geführtes, wohl nur als Pferd zu deutendes Tier darstellt. Ist diese Zeichnung tatsächlich so alt, wie angenommen wird, dann beweist sie, dass das Hauspferd weder östliches Kulturgut ist, wie früher allgemein angenommen, noch nordisches, . . . sondern westliches" (loc. cit. p. 127, 128). Weiterhin können wir uns ANGHI's (1974) Auffassung auch hinsichtlich der geometrischen Abbildungen anschliessen, die auf den Höhlenmalereien dargestellt sind. Er schrieb in seinem Aufsatz: "Die geometrischen Abbildungen sind nicht oder zumindest nicht alle rätselhafte, eventuell kultische Zeichen, sondern wahrscheinlich Einfangnetze, Einfriedungen, ja die mehrfarbigen Figuren von Lascaux wahrscheinlich . . . Darstellungen von Steinmauern" (loc. cit. p. 12). Obwohl ANGHI den verschiedenen Körperbautypen der Rinder und Pferde in den ehe-