O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 23. (Budapest, 1989)

Dely, O. Gy. ; Stohl, G.: Phylogenetische Probleme in dem Vipera ursinii-Formenkreis (Serpentes, Viperidae) 9-20. o.

belle 1 und 2), sondern auch ihren Habitatsansprüchen nach (sie lebt unter einer Höhe von 400 m) von der westeuropäischen Bergform ab. Auch der Kopf ist bei dieser Unterart eher länglich. Da einerseits die Areale beider erwähnter europäischer Unterarten weit voneinander getrennt sind und in den dazwischen liegenden Gebieten keine von ihnen vorkommt, anderer­seits aber auch ihre Habitatsansprüche grundverschieden sind, gibt es keine Übergangsfor­men zwischen ihnen. Die beiden Unterarten ursinii und rakosiensis scheinen daher scharf voneinander getrennt zu sein. Nach dem Osten geht die sog. Tieflandform, d.h. die Unterart rakosiensis - obwohl ihr Areal zur Zeit in eng umgrenzte Teilgebiete aufgeteilt ist, mehr oder weniger allmählich in die östliche Unterart, renardi über. Die in Moldavien und Dobrudscha pontische Steppen bewohnenden Populationen werden nach mehreren Autoren (VANCEA und IONESCU 1954, VANCEA et al. 1985) durch intermediäre Charakterzüge gekennzeichnet. So z.B. während die Zahl der Schuppenreihen bei renardi 21 beträgt und die Häufigkeit solcher Exemplare bei der Unterart rakosiensis 14, 6% ist, findet man die erwähnte Zahl (21) in der Population von Moldavien bei 22, 5 %, in jener von Dobrudscha schon bei 77,8% aller Exemplare (VANCEA et al. 1985). Im Gegensatz zu der in West- und Mitteleuropa so deutlich hervortretenden geogra­phisch gerichteten Merkmalsvariation scheint eine solche innerhalb des weitausgedehnten südukrainisch-zentralasiatischen Areals der Unterart renardi nicht vorhanden zu sein. Dies bedeutet jedoch bei weitem nicht, dass für renardi eine absolute Einförmigkeit der Merkma­le bezeichnend wäre. Im Gegenteil, wie schon MÉHELY (1911a) darauf hingewiesen hat, va­riiert die Augengrösse und die Schnauzenform auch bei renardi, jedoch lässt sich eine Tren­nung der gross- und kleinäugigen Form aufgrund der Höhenlage ihrer Fundorte nicht durch­führen. Obwohl BOU LENG ER ' s Befund (1893b, p. 759), wonach Exemplare mit einer Schup­penreihen-Zahl von 19 auch bei renardi vorkommen, bis heute alleinstehend in der Literatur ist, gilt seine Feststellung doch als ein Beweis für die Variation dieses wichtigen Merkmals im Rahmen dieser Unterart. Für eine durch die Höhenlage des Habitats bestimmte Merkmalsvariation scheinen die sowohl das transkaukasische Gebiet (bis zu einer Höhe von 2700 m im Elburs-Gebirge) als auch die höher liegenden Regionen des zentralasiatischen Raumes bewohnenden Bestände charakteristisch zu sein. Die Unterart ebneri, die auch als "asiatische Bergform" bezeich­net werden kann, lässt sich vor allem durch eine niedrigere Zahl der Ventralia und Subcau­dalia von renardi unterscheiden. (Es muss jedoch hinzugefügt weiden, dass die Unterart ebneri von KNOEPFFLER und SOCHUREK 1955 nur aufgrund der Farbe und Bezeichnung von den übrigen abgetrennt wurde.) Die Herausformung des Merkmalskomplexes, der die Un­terart ebneri kennzeichnet, müsste danach in zwei weitentfernten Gebirgsgegenden vor sich gegangen sein. Schwieriger sind die für zwei weitere Unterarten bezeichnenden Merkmalskomplexe zu deuten. Die die westliche Hälfte der Balkan-Halbinsel - also ein selbständiges Areal - be­wohnende grossäugige Form, die von MÉHELY im Jahre 1911 als eine selbständige Art, macrops , abgetrennt wurde, hat einige wichtige Merkmale der an ihr Areal angrenzenden Unterart rakosiensis, wie z.B. die Zahl der Schuppenreihen (19). Neben diesen gemeinsa­men Merkmalen besitzt aber macrops eine Reihe nur auf sie charakteristische Eigentümlich­keiten: grosse Augen, abweichender Schädelbau und Auflösung der SyncipitalSchilder . Obwohl auf der Balkan-Halbinsel macrops Gebirgsgegenden bewohnt, kann sie jedoch nicht als eine reine Bergform betrachtet werden. Auf der Adria-Insel Krk (vormals Veglia) wurde sie weit unter einer Höhengrenze von 400 m gesammelt (nach KRAMER 1961, p. 643). Völlig anderer Natur sind jene Eigentümlichkeiten, die die in der Südwest-Türkei (bei Elmali) beheimatete Unterart anatolica charakterisieren. Es soll vor allem darauf hingewie­sen werden, dass Ventralia und Subcaudalia in niedrigster Zahl bei dieser Unterart vorhan­den sind. Ausserdem ist anatolica die einzige Unterart, die in ihrem Kopfschild ein Inter­parietale besitzt. Sie bewohnt Schutt- und Geröllhänge mit Karstvegetation in einer Höhe von 1650 bis 1750 m. Anatolica, die als selbständige Unterart nicht allgemein anerkannt wurde, gilt ebenfalls für eine typische Bergform des ursinii-Formenkreises.

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