O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 21. (Budapest, 1982)

Böhme, W.: Das Problem der Hierarchie innerartlicher Gruppierungen 47-54. o.

2. Podarcis pityusensi s als Beispiel einer Inselart, wo eine moderne statistische Analyse (CIRER 1981) die wirklich verwickelten hierarchischen Beziehungen einzelner Mikro-Inselpopulationen eindrucksvoll darstellt, hier wiedergegeben als Abb. 2. Es liegt nun, wie eingangs gesagt, im sub­jektiven Ermessen des Taxonmen, wo, d.h. auf welcher Ebene er den Schnitt der Kategorie Unter­art ansetzen will. Die konservativen Beschreiber von insularen Unterarten (= Inselrassen) tun dies am Besipiel zwei ganz unten, während, um eine Vergleichbarkeit zu Festlandsunterarten zu er­reichen, dieser Schnitt sehr viel höher angesetzt werden muss, wie Frau CIRER (I.e.) es auch tut. Ein weiteres Beispiel soll das Dilemma noch einmal verdeutlichen, weil es dafür besonders gut geeignet ist. Dabei spielt es eine weniger wichtige Rolle, ob der dem Beispiel zugrunde lie­gende Tatbestand völlig abschliessend gesichert ist oder nicht. Auf den Inseln Korsika und Sardi­nien sowie auf den sie umgebenden Eilanden lebt eine Mauereidechse, die - iu der klassischen BOULENGER'schen "Lumping"-Ära - natürlich als Varietät von Podarcis murali s geführt wurde. Später erfuhr sie (KLEMMER 1957) eine Aufwertung zur Art, um ihr die abweichenden Randinsel­populationen, die Korsosardinien umgeben, als Unterarten zuordnen zu können. Sie wurde daher als eigener "Rassenkreis" gewertet: Podarcis tlllguerta . LANZA, CEI und CRESPO (1977) unter­zogen nun diverse Lacert a- und Podarci s-Arten einer immunologischen Untersuchung, mittels der LIBRY'schen photronreflektrometrischen Technik, um die immunologische, also genetische Distanz zu ermitteln. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass P. tiliguert a als eigene Art zu hoch bewertet sei, und dass sie vielmehr mit P. murali s als artgleich betrachtet wer­den müsse. Hieraus ziehen die Autoren nun natürlich die nomenklatorische Konsequenz, die korsosardinischen Randisolate, bisher Unterarten von tiliguert a, nunmehr als Unterarten von P. murali s zu bewerten, wobei die Form der Hauptinseln als eine ebensolche behandelt wird. Damit werden die Randinselformen ebenso wie die Hauptinselform mit festländischen Unterarten von P. murali s, z.B. albanica , hierarchisch in denselben Rang versetzt und gleichgeschaltet. Durch die Gleichschaltung dieser drei verschiedenen Phänomene wird Gleichrangigkeit in der lnnerartli­chen Hierarchie vorgetäuscht, obwohl sie nicht vorhanden ist. Die Aufgabe moderner Nomenklatur, neben dem Ordnungsprinzip auch relative Verwandtschaft im Namen auszudrücken, schlägt in totale Verdunklung um. Kürzlich tauchte ein ähnlich gelagerter Problemfall in der inn er artlichen Gliederung der Ringelnatter (Natrix natrix ) auf: NILSON und ANDREN (1981) trennten eine Inselpopulation (Got­land/Schweden) als eigene Unterart N. n. gotlandic a ab und setzten sich gegen die Kritik von THORPE (zit. unter NILSON und ANDREN I.e.) zur Wehr, mit dem Hinweis, dass "the reognition of subspecies is always subjective" (I.e.: 371). Offenbar stiessen hier zwei verschiedene Grund­auffassungen aufeinander, von denen eine (THORPE 1979) den Schnitt der Kategorie Unterart, wie ich es nenne, weiter oben ansetzt. Der Streit liesse sich wohl lösen, wenn man das verschiedene hierarchische Niveau der in Rede stehenden N. natrix-Taxa in die Diskussion einbezieht. Denn selbstverständlich hat die gotlandic a-Form engere Verwandtschaftsbeziehungen zu nord- und mittel­europäischen als z.B. zu den tyrrhenischen oder ägäischen Populationen. Ihre trinominale Be­nennung täuscht aber Gleichrangigkeit zu jenen vor. SCHLUSSFOLGERUNGEN Aus dem durch die vorangegangenen Beispiele skizzirten Dilemma gibt es wahrscheinlich nur zwei Auswege: 1. Man streicht alle für Inselisolate vergebenen Trinomina und lässt sie in der Synonymie ver­schwinden, was ein sehr rigoroses und der Verständigung Uber die betreffenden Formen undienli­ches Vorgehen wäre, oder 2. Man passt das starre System den natürlichen Gegebenheiten an und ordnet das betreffende Inselisolat bzw. die lokale Population der als Ujnterart erkannten Form hierarchisch unter! Hierdurch gelangt man allerdings zu einem vierstelligen Namen, der nach den Internationalen No­menklaturregeln unzulässig ist, obwohl er für unsere Beispiele einen weitaus höheren Erkenntnis­und Aussagewert bereits im wissenschaftlichen Tiernamen erbrächte. Blickt man in andere Tiergruppen, z.B. in die der systematisch besonders gut analysierten Vögel, so ergibt sich, dass auch Bearbeiter dieser Tiergruppen vor den selben Problemen stehen. Hier waren es die amerikanischen Ornithologen AMADON und SHORT (1976), die einen Ausweg aus dem Dilemma wiesen, indem sie die hier Lokalpopulationen genannten hierarchisch niederen Phäno­mene unter der Bezeichnung "minor subspecies" zu einem hierarchisch höherwertigen Begriff der "Megasubspecies" zusammenfassten. Diesen Begriff setzen sie in der ausgeschriebenen wissen-

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