O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 20. (Budapest, 1981)

Dely, O. Gy.: Über die morphologische Variation der Zentral-Osteuropäischen Bergeidechse (Lacerta vivipara Jacquin) 5-54. o.

WERMUTH (1955) und OBLOWA (1973), die die Gesetzmässigkeiten der Körpermasse und -Proportionen sowie der Beschuppung der Bergeidechse studierten, erwähnten nicht einmal die Mög­lichkeit einer Unterartgliederung der Art, was sich vielleicht damit erklären lässt, dass genann­ter Autor und Autorin ein viel umfangreicheres Material aus verschiedenen Gebieten des Areals un­tersuchen konnten. ORLOWA bestreitet Uberhaupt die Unterartberechtigung beider obenerwähnten Unterarten 11 . Obwohl WERMUTH hinsichtlich bestimmter Merkmale eine sehr beschränkte geogra­phisch bedingte Variation nachweisen konnte, gelang es ihm nicht geographisch bedingte Klinen nachzuweisen. ORLOWA dagegen, die in der Lage war Bergeidechsen von einem viel grösseren Ge­biet des Gesamtareals untersuchen zu können 12 behauptet, dass hinsichtlich einiger Merkmale, wie der Zahl der Schenkelporen sowie der Kehlschuppen, vor allem aber der der Schuppen um die Kör­permitte eine deutliche geographisch gerichtete klinale Variabilität beobachtet werden kann. Die Zahl der Schuppen um die Körpermitte nimmt auf dem europäischen Gebiet der Sowjetunion vom Süden nach dem Norden deutlich ab. ORLOWA hebt hervor, dass die Unterschiede, die hinsichtlich dieses Merkmals zwischen den Beständen aus der Umgebung von Moskau und von Archangelsk fest­gestellt werden, statistisch gesichert sind. In manchen Gebieten scheinen aber die geographischen Kline unterbrochen zu sein, wie genannte Autorin unter Berufung auf DAREWSKI deuten versucht. Nach ORLOWA macht sich auch hinsichtlich der Anordnung der Kopfschilder vor dem Frontale eine gemässigte geographische Variabilität bemerkbar. Ein bestimmter Anordnungstyp scheint sowohl nach dem Norden, als auch nach dem Osten abzunehmen (siehe weiter unten). Demgegenüber versuchten einige evolutionistisch eingestellte Autoren, die bestrebt waren, die Merkmalsvariation der Art mit ihrem Entwicklungsgeschehen in kausalen Zusammenhang zu bringen, die morphologischen Eigentümlichkeiten südosteuropäischer Bestände (grössere Schuppendichte, grössere Zahl der Temporalschuppen sowie völlig getrennte Praefrontalia) als Zeichen einer phylo­genetischen Primitivität zu deuten (STUGREN und VANCEA, 1961, STUGREN, 1968). Der Merkmal­Komplex der mittel-, ost- und nord-europäischen Populationen (geringere Schuppendichte, gerin­gere Zahl der Temporalschuppen sowie Praefrontalien, die sich auf breiter Fläche berühren) soll nach ihrer Meinung einen jüngeren, phylogenetisch abgeleiteten Typ verkörpern, was sich damit er­klären lässt, dass die Art die Eiszeit in südeuropäischen Refugien durchlebte und von dort aus im Nacheiszeitaltern die vom Eis frei gewordenen Gebiete von neuem besiedelte. Es unterliegt ja keinem Zweifel, dass man - vor allem dann, wenn Bergeidechsen nur von einigen Fundorten vorliegen - beim Durchsicht eines grösseren Materials den Eindruck gewinnt, als in Hinsicht auf bestimmte Merkmale tatsächlich geographische Kline vorliegen. Enthält aber das Unteruschungsmaterial mehr als z.B. 200 Exemplare, die ausserdem aus verschiedenen Teilgebie­ten des Areals der Art stammen, so kommt man zu völlig anderen Ergebnissen. Eine kritisghe Bewertung meiner eigenen Untersuchungsergebnissen sowie jener mehrerer anderer Autoren (es wurden aus den von ihnen mitgeteilten Angaben Mittelwerte und mittlere Fehler berechnet) beweisen mit voller Klarheit, dass die zwischen den verschiedenen Beständen auftretenden Unterschiede kei­nesfalls als geographische Klinen bedeutet werden können (siehe Tabelle I.). Bergeidechsen aus Populationen, die zueinander ziemlich nahe liegende Gebiete bewohnten, unterscheiden sich oft in grösserem Masse voneinander als Bergeidechsen aus Beständen weitentfernter Gebiete. Im Falle der Bergeidechse kann daher weder vom Bestehen einer geographisch gerichteten klinalen Variabi­lität noch von einer Unterartgliederung gesprochen werden. Die grosse Variabilität der Bergeidechse, die sowohl innerhalb der einzelnen Populationen als auch zwischen den verschiedenen Populationen auftritt, findet ihren Ausdruck nicht nur in den met­rischen bzw. numerischen Merkmalen, sondern kommt auch in der Kopfbeschilderung vor dem Frontalschild sowie der symmetrischen Verteilung der Schilder der Kopfseiten, weiterhin in der In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass genannte Unterarten auch BANNIKOV et al . (1977) nicht alB solche betrachteten. 12 Die 12 europäischen und asiatischen Fundorte, von welchen sie Exemplare untersuchte, sind wie folgt: Ober-Thüringen (DDR-BRD), Nordöstliche Gebiete Rumäniens, Karpaten-Ukraine, die Ukraine, Bezirk Moskau, Bezirk Archangelsk, Bezirk Perm, Bezirk Kurgan, Altai Gebiet, die Umgebung vom Baikal-See, Fluss Steinern« Tunguska und Insel Sachalin. 13 BOULENGER, 1920, ANGEL, 1927, MERTENS, 1929, LANZA, 1963, CASTROVIEJO et al ., 1970.

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