O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 20. (Budapest, 1981)

Stohl, G.: Ergänzende Angaben zur Anatomie des Zwergflusspferdes (Choreopsis liberiensis Morton), nebst Bemerkungen zur Evolution der Flusspferde 141-145. o.

Der eigentümliche Bau des zusammengesetzten Magens beweist aber eindeutig, dass das Zwerg­flusspferd - trotz Fehlen osteologischer Beweise - den urtümlicheren Typ der Flusspferde verkör­pert. Mit anderen Worten: Zwergflusspferde haben die Charakterzüge der primitiven Vertreter der Ancodonta in ihrem Organismus bewahrt. Die Gattung Choeropus hat daher die Organisationsstufe der Nilpferde (Gattung Hippopotamus) noch nicht erreicht. Da die rezenten Schweine einen typisch einhöhligen, d.h. nicht zusammengesetzten Magen be­sitzen, der dem urtümlichen Typ des Säugermagens entspricht, kann man mit Recht annehmen, dass der mehrhöhlige, zusammengesetzte Magen der Flusspferde seit dem Erscheinen der ersten Vertreter der Ancodonta im Mittel-Miozän (also vor etwa 10-12 Millionen Jahren) entstanden sein musste. Flusspferde - und unter ihnen auch die Zwergflusspferde - gehören aber zu den Säugetie­ren von grösseren Körpermassen, die sich ziemlich langsam entwickeln und nur wenig Nachkommen zur Welt bringen. Der langsame Generationswechsel sowie die beschränkte Zahl der Individuen und die eng umgrenzte geographische Verbreitung dieser Tiere lässt es als sehr unwahrscheinlich er­scheinen, dass dieser Typ des Ernährungssystems das Ergebnis von ungerichtet ablaufenden Um­wandlungen sei. Die niedrige Zahl der Individuen und Generationen würde nicht ausreichen, alle die­se Umwandlungen mit der Selektion von ungerichteten Mutationen zu deuten. Es ist viel wahrschein­licher, dass im Laufe der Evolution der Flusspferde eine langsame und allmählich fortschreitende Umwandlung der ganzen Organisation des Tieres im Gange war. Die zunehmende Anpassung an das Wasserleben sowie die Zunahme der Körpergrösse haben sich ebenso schrittweise vollzogen, wie die Entfernung von dem gemeinsamen Urtyp, bei gleichzeitiger Beibehaltung für all diese Umwand­lungen entbehrlicher morphologischer Gegebenheiten, wie Gestalt und Form der innersekretorischen Drüsen. LITERATUR ACKERKNECHT, EB. (1943): Das Eingeweidesystem. - in: Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere. 18. Auflage (Berlin, Springer Verlag): 331-587. COLBERT, E. H. (1938): Brachyops, a new bunodont artiodactyl from Beaver Divide, Wyoming. ­Ann. Carnegie Mus., 2]l 87-108. GRAU, H. (1943): Organe mit inneren Sekretion. - in: Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere. 18. Auflage (Berlin, Springer Verlag): 594-610. GRZIMEK, B. (1962): Auch Nashörner gehören allen Menschen. - Frankfurt/M-Berlin, Verlag Ullstein, pp. 192. SIMPSON, G.G. (1945): The principles of classification and a classification of Mammals. - Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., 85: I-XVI, 1-350. WEBER, M. (1927-1928): Die Säugetiere. 2. Auflage. I-II. - Jena, Verlag Gustav Fischer, pp. XV + 444, XXrV + 898. ZITTEL, K.A. von (1911): Grundzüge der Paläontologie, n. Vertebrata. - München-Berlin, Verlag R. Oldenbourg, pp. VR + 598. Anschrift des Verfassers: Dr. G. STOHL Zoologische Abteilung Ungarisches Naturwissenschaftliches Museum H-1088 Budapest Baross u. 13. Ungarn

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