O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 19. (Budapest, 1979)

Dely, O. Gy.: Analyse der morphologischen Eigentümlichkeiten drei mongolischer Eremias-Arten 3-84. o.

Schiebungen werden nur durch die Zahl der sich fortpflanzenden Individuen, durch die Ver­mehrungsrate usw. , also durch die Dynamik der Population und nicht durch die geographi­sche Entfernung zwischen den einzelnen Populationen bestimmt. Damit lässt es sich erklä­ren, warum so oft auch zwischen Populationen grosse Unterschiede auftreten, die nicht sehr weit voneinander leben. Die geographisch und ökologisch bedingte Isolation der einzelnen Eremias­Bestände sowie die langsame Vermehrungsrate der Tiere führt nicht zur Herausbildung eines für die betreffenden Population charakteristischen Merkmalskomplexes, sonder auch zu einer unver­meidlichen Inzucht. Obwohl sie - im Vergleich zu experimentell gezüchteten Isolaten - nur einen beschränkten Ausmass erreicht, führt sie doch einer sog. Auflockerung der für die Art bezeichnenden Merkmale. Wie unsere oben geschilderten Untersuchungsergebnisse beweisen, macht sich diese "Auflockerung" der Artcharaktere vor allem in der Kopfbeschilderung bemerkbar. Quantita­tiv findet dies seinen Ausdruck in der Senkung des zahlenmässigen Wertes der SSK. Ein Rück­gang der SEP. erfolgt nur darauf. Mikroevolutionistisch bedeutet das Auftreten von akzesso­rischen Schildern sowie die durch die Entstehung normalerweise nicht vorhandenen Furchen eingeleitete Aufsplitterung originel einheitlicher Kopfschilder einen Fortschritt. MÉHELY (1905, 1907, 1911) wies schon vor Jahrzehnten - anhand von einigen überzeugenden Beispie­len - darauf hin, dass eine Aufsplitterung von einheitlicher Kopfschilder als ein Evolutions­fortschritt gedeutet werden muss. Die erhöhte Variabilität verursacht weiterhin das Auftreten von Merkmalen, die auf die zwischen den Arten der Gattung bestehenden stammesgeschichtlichen Beziehungen hein­deuten. Unter den für die Art E."argus bezeichnenden Kopfbeschilderungstypen befinden sich auch solche, und zwar die Typen "Á", "C", "E" und "G" (siehe Tafel I: Abb. 1, 3, 5 und 7), die - vor allem in der Lage der akzessorischen Schilder - an jenem der Art E. brenchleyi GÜNTHER ähneln. Zwischen den Arten E. argus und brenchleyi mag daher eine nähere ver­wandschaftliche Beziehung postuliert werden. Der Typ L (Tafel II: Abb. 3) von den Kopf­beschilderungstypen der Art E. multiocellata zeigt dagegen mit jenem Typ Ähnlichkeiten, der für die Art E. przewalskii charakteristisch ist. Die vielen Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten, die in der Kopfbeschilderung der Arten E. argus, E. brenchleyi, E. multiocellata und p rzewalskii beobachtet werden können, und zwar an Tieren, die aus den verschiedensten Beständen stammten, kann man den Rück­schluss ziehen, dass diese Arten in ziemlich enger Verwandtschaft miteinander stehen. Et­was loser scheinen die stammesgeschichtlichen Beziehungen der obenerwähnten Arten zu der Art E. vermiculata BLANFORD zu sein, obwohl des Subocularschild an einigen Exemplaren auch bei ihnen den Mundwinkel erreicht. Es schien uns daher den Tatsachen als besser entsprechend die Art E. przewalskii nicht in die Artengruppe des sog. Alasaner Entwicklungszentrum einzureihen (wie dies von SÍERBAK /19 71 a und b/ getan wurde), sondern sie eher der Artengruppe des sog. Mongoli­schen Entwicklungszentrums zuzuordnen. Aus den Eigentümlichkeiten der Kopfbeschilderung lassen sich - unter Umständen ­auch Rückschlüsse ziehen, die auf weiterreichende stammesgeschichtliche Beziehungen hin­weisen. Die beiden Kopfbeschilderungstypen der Art E. multiocella ta, und zwar der Typ "F ' und Typ "M" (siehe Tafel I: Abb. 6 und Tafel II: Abb. 4), bei welchen das Rostrale im Winkel auf das Internasale stösst, stellen eine Konstellation dar, die vor allem für die Scincoidea be­zeichnend ist. Es soll im Zusammenhang damit sogleich darauf hingewiesen werden, dass es auch bei Lacerta-Arten für die Scincoidea charakteristische Kopfbeschilderungstypen auftre­ten können (DELY, 1978, Lacerta vivipara JACQUIN). Es soll weiterhin erwähnt werden, dass es auch in der Beschuppung von regenierten Schwanzteilen bei E. multiocellata an der Stelle der für die Gattung charakteristischen längs­ausgezogenen ^Schuppen abgerundete entstanden sind, die beiden S cincoidea normalerweise vorkommen. Ähnliche beobachtete seinerzeit MÉHELY (1911) in der Beschuppung des rege­nerierten Schwanzes eines Lacerta mosorensis KOLOMBATOVIC Exemplar aus Süd­Dalma­tien (siehe MÉHELY, 1911, p. 224, Abb. 3 a). Er selbst vertrat die Ansicht, dass das Auf­' treten der für die Scincoidea bezeichnenden Schuppen als ein durch die herabgesetzte Stoff­wechselaktivität des regenerierenden Schwanzteiles verursachte Rückschlag (Atavismus) ge­deutet werden muss. 2. Ausser den oben ausführlich behandelten taxonomischen, vor allem mikrosyste­matischen und mikroevolutionistischen Rückschlüssen ermöglicht das von KASZAB gesam-

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