O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 18. (Budapest, 1978)

Dely, O. Gy.: Erinnerung an Prof Dr. Robert Mertens (1894-1975) 3-6. o.

bissen. Jetzt hat sich aber die Schlange so fest an seinem Daumen ange­bissen, dass er nur mit grosser Mühe seinen Daumen aus dem Munde der Schlange herausziehen konnte. Da der erste Schlangenbiss bei ihm keine Folge hatte, war Prof. MERTENS auch dieses Mal nicht besonders über den Biss besorgt. Sobald machte sich aber ein brennender Schmerz spürbar, was schon an sich keines gute deutete, ausserdem war es unmöglich gewesen, die aus den Bisswunden austretende Sickerblutung stillzulegen. Man konnte schon da­mals nicht daran zweifeln, dass die Folgen dieses zweiten Bisses viel schwe­rer werden als diejenigen zum ersten Male. Eine Aufhebung der spezifischen Wirkung des in den Organismus gelangten Schlangengiftes wäre nur durch die Anwendung von ebenfalls spezifischen Serum-Präparaten möglich gewesen, solche werden aber gegen das Gift von opistoglyphen Giftschlangen nicht her­gestellt. Seine ärztliche Behandlung war also sehr erschwert und auch dem sorgfältigsten ärztlichen Eingreifen gelang es nur die unmittelbaren Folgen des Schlangenbisses beseitigen, also nur die Blutgerinnung konnte beim Prof. MERTENS wieder normalisiert werden. Die inzwischen eingetretenen Or­ganveränderungen konnten schon nicht mehr rückgängig gemacht werden. Al­les war vergebens und am 18-ten Tag nach dem Schlangenbisses trat der Tod ein, den Prof. MERTENS an seinem Krankenbett mit schwarzem Humor so umschrieb: "das für einen Herpetologen einzig angemessene Ende." Die Beerdigung fand am 29. August 1975 im Zentralfriedhof von Frank­furt am Main statt. An der Bestattungszeremonien nahmen ausser den eng­sten Familienangehörigen und Verwandten auch seine Freunde und Kollegen, die gewesenen Mitarbeiter teil, um von Prof. MERTENS einen letzten Ab­schied zu nehmen, der nicht nur von den Anwesenden der Befriedigungszere­monie, sondern von allen Herpetologen der Welt tief betrauert wurde. Professor Dr. ROBERT MERTENS gehörte zweifelsohne zu den her­vorragendsten Herpetologen unseres Zeitalters. Es gibt kaum eine Gruppe innerhalb der Klassen Amphibia und Reptilia, mit denen er sich nicht ein­gehend beschäftigt hätte. Eine ganze Reihe von Büchern und etwa 730 wis­senschaftliche Publikationen wurden von ihm verfasst. Es ist schwer zu ent­scheiden, welche von ihnen die wertvollsten sind - denn in allen findet man etwas wesentlich neues für die Wissenschaft. Ohne jegliche Entscheidung über ihren wissenschaftlichen Wert fallend, müssen aber einige grössere Ar­beiten von Prof. MERTENS unbedingt erwähnt werden, wie u.a. die gros s­artige Monographie über die Familie Varanidae, die Revision der Gattung Phelsuma, die Ausführungen über die evolutionistische Bedeutung der insu­laren Formen für die Artenstehung, die Herpetofauna von Kamerun und Pa­kistan, sowie die von ihm zusammengestellte Liste der europäischen Amphi­bien und Reptilien. Durch das tragische Ereignis haben wir nicht nur eine der besten Her­petologen verloren, sondern auch einen hervorragenden Verbreiter der Wis­senschaften und einen wahren Menschen. Obwohl ich persönlich nur zweimal, im Jahre 1968 einen längeren, im Jahre 1972 einen kürzeren Besuch bei ihm abstatten konnte, war es für mich unmöglich gewesen sowohl seine Mer.rchen­liebe und Gastfreundschaft als auch seine Geistesgrösse nicht zu fühlen. Zu seiner Persönlichkeit gehörten auch die Fähigkeiten eines guten Gastgebers (in seinem Heim ebenso, wie in seinem Amt), aber auch seine menschlichen und wissenschaftlichen Begabtheiten. Geistige Fähigkeiten und reiche Gedan­kenwelt, umfangreiche Kenntnisse und Problem-Aufwerfen, übergewöhnliches

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