O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 17. (Budapest, 1976)

Wagner, O. S.: Vergleichende chorologische Untersuchungen an Kleinsäugerpopulationen im Karpatenraum 19-86. o.

breitungsarealen unterschiedlicher Ausdehnungkann als Gradient stenöken Ver­haltens gewertet werden. S orex minutus minutus, die kühl-feuchte Standorte besiedelt und dem mandschurischen Faunenkreis zugeordnet wird, erreicht mit ihrer südbaikalischen Unterart die westliche Paläarktis. Das Gleiche gilt für die mongolische Neomys fodiens fodiens ,die, ohne weitere Differenzierung, ebenfalls bis nach Westeuropa vordringt. Ein weiterer Vertreter des gleichen Kreises, Microtus agrestis, besiedelt mit der alpin-karpatischen Subspezies Microtus agrestis gregarius die Westpaläarktis von oberhalb des Kaspischen Meeres bis zum Atlantik, während das Areal der alpin-karpatischen Arvicola terrestris scherman sich nur noch über die Gebiete der Weissrussischen Sowiet. Soz. Republik bis etwa zum Rhein erstreckt. Dryomys nitedula car- pathi eus ist nur in den Karpaten selbst anzutreffen. Dementsprechend nimmt auch der stenöke Charakter der genannten Subspezies mit zunehmender Einengung des Areals proportional zu. Die stenöken Arten besiedeln spezifische Lebensräume, die gemäss dem ge­ringen Spektrum ihres ökologischen Potentials ausgestattet sein müssen. In­nerhalb dieser Räume kann ein Teil der stenöken Populationen nur im Zentrum des Areals leben (hochgradig stenöke), während anpassungsfähigere bereits zentrifugal an den Arealgrenzen existieren bzw. auf dem Wege der Expansion neue Lebensräume erobern. Im Extremfall können durch diese und genetische Isolation bei fortschreitender Differenzierung neue Arten entstehen. Die dem mandschurischen Faunenkreis angehörende Micromys minutus weist im Bereich ihrer von uns kartierten Fundorte 9 Unterarten auf. Ihre Wande­rung und differenzierende Entwicklung; erfolgte vom Primärzentrum ausgehend in Richtung Westen. Die Nominatform Micromys minutus zeigt den geringsten und Micromys minutus mehelyi den höchsten Grad der Stenökie.Die intensivste Überformung erfuhr die Art in der Westpaläarktis.Die ebenfalls mandschurische A podemus agrárius weist nur 2 disjunkt lebende Subspezies auf.die möglicher­weise im Glazial durch vereiste Flächen (REINIGsche Linie) getrennt wurden. Ein typisches Beispiel subspezifischer Differenzierung und einen gleichzeitigen Beweis hochgradiger Stenökie stellt die ponto-mediterrane Microtus arvalis durch mannigfaltige Unterartenbildung dar. Die gleichartig stenöke Microtus nivalis , ein weiteres ponto-mediterranes Element, besitzt ein kleineres Verbreitungsgebiet mit stärkerer orographischer Gliederung des Lebensraums und ähnlichem Formenreichtum. Sorex alpinus ist die einzige stenöke Art, die sich im alpin-karpatischen Sekundärzentru m ausbildete und mit 3 Unterarten bereits fortgeschrittene Differenzierung zeigt. Die Artareale sind einem ständigen Wandel unterworfen, wobei wir bei den meisten Arten eine postglaziale Expansion verzeichnen. Um die Genese defi­nieren zu können, müssen wir die glazialen Refugialgebiete, die mit den nacheiszeitlichen Ausbreitungszentren identisch sind, feststellen. Zu diesem Zweck haben wir zusätzlich zu den bekannten Primärzentren mit Hilfe der vergleichenden chorologischen Kleinstarealanalyse weitere (würmglaziale) Refugialräume ermittelt, die wir bei der Angabe der Ausbreitungszentren unserer Fundortkarten berücksichtigen.

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