O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 15. (Budapest, 1974)

Stohl, G.: Allometrische Wachstum der Nebenniere bei Wild- und Haus-kaninchen 67-74. o.

Die erste Phase der allometrischen Gewichtszunahme der Nebenniere scheint rein grössenbedingt zu sein. Es ist auffallend, dass diese Phase beim Erreichen desselben Körpergewichtes abgeschlossen wird, wie die beschleunigte Zunahme des Hirngewichtes (Abb. 2.) (vgl. auch CHOINOWSKJ, 1958). Dieser Wendepunkt der Wachstumsgeschwin­digkeit beider Organe (Gehirn und Nebenniere) muss also fest im Genotyp der Art Oryc- tolagus cuniculus verankert zu sein. Diese Eigentümlichkeit der Art setzt sich auch dann durch, wenn eine grosse Zahl von Genloci unterschiedliche Allele besitzt. Die zweite Phase des allometrischen Wachstums scheint mit dem Einsetzen bestimmter Gonandenfunktionen abgeschlossen zu werden. Wenigstens das allometrische Wachstum der Hoden erfährt nach dem Erreichen der für diese Phase bezeichnenden Grenzwerte eine deutliche Beschleunigung sowohl beim Haus- als auch beim Wildkaninchen; beim Hauskaninchen liegt dieser Grenzwert bei einem Körpergewicht von 700-800 g, bei der Wildform dagegen bei 1200 g (Abb. 3.). Die Parallelität der Regressionsgeraden für Ne­bennieren- und Hodenwachstum ist in dieser Phase auffallend. Da die Nebennieren des Kaninchens besonders reich an Lipoiden und anderen Fettstof­fen sind, muss auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, ob die Gewichts ­zunähme der Nebennieren im Laufe der ontogenetisehen Entwicklung - oder wenigstens in einigen Phasen derselben - nicht auf eine übermässige Ablagerung von Fett bzw. Li­poiden zurückgeführt werden kann. Auf Grund von Gesamt-Eiweiss—Bestimmungen, die vor allem das Protoplasma-Masse der Nebennieren erfassen, lässt sich aber diese Deu­tungsmöglichkeit ausschliessen. Die in der Tabelle I. angeführten Analyse-Ergebnisse beweisen eindeutig, dass die in der oben geschilderten Form abläufende allometrische Gewichtszunahme der Nebennieren eine Folge der Zunahme der Grundprotoplasmamasse ist. Wildkaninchen haben also in allen Phasen ihrer ontogeneti sehen Entwicklung relativ grössere Nebennieren. Die Gewichtszunahme geht aber bei grosswüchsigen Hauskanin­chen (vor allem bei Riesenkaninchen) mit unveränderter Geschwindigkeit weiter, so dass bei vollentwickelten Riesenkaninchen auch die Nebennieren merklich grösser sind als bei völlig ausgewachsenen Wildkaninchen. Der Wandel zahlreicher moprhologischer und physiologischer sowie biochemischer Merkmale im Hausstand lässt sich letzten Endes auf populationsgenetische Ursachen, Verschiebungen in den für die Wildart bezeichnenden Genfrequenzen erklären. Ver­schiedene Rassen, vor allem aber verschiedene Inzuchtstämmen unserer Haustiere zeichen sich durch weitgehend veränderte Genhäufigkeiten aus. Viele seltene Allele kommen bei solcher Inzuchttieren mit einer Häufigkeit von prak­tisch 1.0 vor. Dies alles kann zur Folge haben, dass Inzuchtstämme hinsichtlich be­stimmter Merkmale von dem charakteristischen und von der Domestikation überhaupt nicht oder nur unwesentlich beeinflu ssten Artbild ("species pattern") völlig abweichen. Diese Eigentümlichkeit einiger Inzuchtstämme ist auch hinsichtlich des allometrischen Wachstums der Nebenniere zum Vorschein getreten. Obwohl in drei von uns gezüchte­ten Inzuchtstämmen (alle mit einem Wright'sehen Koeffizient über 70 %), wie Russen­kaninchen "Tihany", Platin "Tihany" und Licht-Chinchilla der Grundplan des allomet­rischen Wachstums der Nebenniere jenem der übrigen Hausrassen, sowie des Wild­kaninchens entsprach, verlief in dem Inzuchtstamm "verzwergter wildfarbiger Belgi-

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