Zeidler Miklós: Sportanlagen - Unser Budapest (Budapest, 2000)

Übergabe der Metrostrecke zwischen dem Stalin (heute Deák und Erzsébet) tér und dem Stadion verbunden wer­den. Doch schon im Sommer 1952 gab es bei diesem Bau­vorhaben einen einjährigen Rückstand. (Die Metrostrecke wurde schließlich erst in den siebziger Jahren fertigge­stellt.) Am 20. August 1953 füllten sich die Tribünen des Volks­stadions zum ersten Mal. Für die dem politischen Ge­schmack des „Friedenslagers“ entsprechende Eröffnungs­feier bekamen 80 000 Zuschauer Eintrittskarten. Nach dem Hissen der Flagge, dem Friedensmarsch, den Massenübun­gen, den Turnvorführungen der Kinder und dem Auftritt der Volkstänzer erschien als Schlußbild der gemeinsamen Formübungen der lebende Satz „Es lebe die Partei!“ Am Nachmittag fanden die Leichtathletikmeisterschaften statt, dann endlich folgte der Fußball, wo die Mannschaft „Hon­véd“ diejenige von Spartak Moskau 3:2 besiegte. Die Eröffnung bedeutete - nach guter ungarischer Sitte - natürlich nicht, daß das Volkstadion tatsächlich fertig war. Die Beleuchtung wurde erst 1959 installiert (und 1971 er­neuert), und es fehlten auch noch der ansteigende Tribü­nenteil - mit 24 Sektoren für 22 000 Sitzplätze - sowie acht Stockwerke des ümkleidegebäudes. Die Zuschauerzahl konnte später durch das Zusammendrängen der Sitzplätze und die Errichtung von Ersatztribünen gesteigert werden, 104 000 Zuschauer sahen zum Beispiel am 16. Oktober 1955 das Spiel der Fußball-Auswahlmannschaft gegen die Öster­reicher. Aus Bequemlichkeitsgründen wurde dann das Sta­dion modernisiert und bietet heute nur noch 65 000 Zu­schauern Platz. Die wirklich große Zeit des Volksstadions fällt in die fünfziger-sechziger Jahre, ln jener Zeit wurden die ungari­schen Leichtathleten und Fußballer von ihren in das Stadion strömenden Anhängern buchstäblich verwöhnt. Das 7:1 des Spiels Ungarn - England im Mai 1954 oder das hun­dertste Spiel von Bozsik in der Auswahl im April 1962 wa­ren für die Anwesenden genau so ein Erlebnis fürs Leben wie der heldenhafte 5 000-Meter-Lauf von „Bütyök“ Ko­vács 1953 und 1954 gegen Kuc und Zátopek. Die fünfziger Jahre waren geprägt durch die Namen Iharos und Rózsa­völgyi, an die Weltrekorde der großen Generation der un­garischen Mittelstreckenläufer sowie an den Sieg auf der Korbball-Europameisterschaft im Juni 1955 erinnert sich 58

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