Buza Péter - Gadányi György: Kopf Hoch! - Unser Budapest (Budapest, 1998)

Vili., Rákóczi út 19 Noch Ende des 18. Jahrhunderts wurde dieses Haus ge­baut, in dem man 1830 ein nach König Matthias benann­tes Wirtshaus einrichtete. Während ihrer Reisen nach Pest stieg hier auch mehrmals die junge Frau Déry, eine be­kannte ungarische Schauspielerin, ab. Einmal wurde ihr Wagen von der herabstürzenden Decke der Remise be­schädigt, sie hatte hier jedoch auch angenehmere Erleb­nisse. Das bedeutende Vergnügungslokal erlebte in den 1870er Jahren seine Glanzzeit, es war damals schon ein Kaffeehaus. Seitdem hätte sich wahrscheinlich auch nichts geändert, wenn nicht 1894 in seiner Nachbarschaft das Konkurrenzunternehmen Balaton eröffnet worden wäre. Dieses warb mit seinen modischen Neuheiten fast von ei­nem Tag zum anderen die immer zur Untreue neigenden Gäste ab. Auch auf das Gebäude wartete keine schöne Zukunft. Nicht lange nach der Jahrhundertwende schwan­gen die Slowaken, die offiziellen Abbrucharbeiter von Pest, ihre Spitzhacken, und trugen es ab; der leere Platz wartete nun auf einen neuen Besitzer, einen neuen Palast, ein neu­es Geschäft. Es dauerte auch gar nicht lange, und der emsige Pester Baumeister József Jahn, der übrigens in der Damjanich utca wohnte, entschied sich, den Ertrag seines Lebens­werkes in einem Mietspalast anzulegen. Er beauftragte al­so das Architektenbüro Schubert und Hikisch, für ein mehr­stöckiges Haus auf der Rákóczi út die Entwürfe anzuferti­gen. Als eine Anspielung auf die Vorgeschichte des Bau­grundstückes (was wohl auch von dem Stilgefühl des Bau­herrn zeugt), sollte der Bildhauer Ede Mayer zur Erinne­rung an das alte Wirtshaus in dem ehemaligen alten Ge­bäude eine samt Sockel vier Meter große Statue des Kö­nigs Matthias Corvinus aus Blech anfertigen, die in Höhe des ersten Stockwerks dann auch ihren Platz fand. 1905 wurde der Bau beendet. Wenn auch im Erdge­schoß ein neues Kaffeehaus eröffnet wurde, so bekam es nun den Namen Zum Ungarischen König. Es empfing bis 1925 seine Gäste. Heute existiert nur noch die Statue und hoch oben über ihr eine luftige Kuppel aus Blech. Diese Kuppel ist eine außergewöhnliche, einmalige Dachzierde. Es gibt wohl ähnliche, doch kaum von dieser Art und in dieser Größe. Ármin Schubert und Lajos Hikisch bzw. ihre Nachfolger, die auch bei anderen Bauten bestrebt waren - wie wir sofort sehen werden -, die Stadtbewohner zu über­raschen, könnten stolz darauf sein. 46

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