Buza Péter: Donaubrücken - Unser Budapest (Budapest, 1992)

Die frierend dahineilenden Fußgänger am Ufer konnten dabei im Nebel ihre dumpf erklingenden Ausrufe „LullI- lei! Lulll-lei!“ hören, durch die sie das Schaukeln ihrer Körper anspornten, um dadurch das Schiff aus den Fesseln des Eises zu befreien. Diese Geschichten und auch jene, die von denen erzählen, welche beim über­queren sich zwischen den Eisschollen verirrten und ertranken, oder von Windstößen, die das Licht aus­bliesen, oder von der Gefahr der im Dunkeln umherir­renden verlassenen Seelen, lebten als alltägliche Ge­schichten im alten Pest-Buda weiter. Sie alle sind Pfeiler der schon in der Phantasie bestehenden ständigen Brücke, die früher oder später doch einmal entstehen mußte. Schon die alten Römer UND VIELLEICHT KÖNIG SlGISMÜND... Die Geschichte der Brücken von Pest-Buda hat teil­weise schon in der Antike begonnen, lange Jahre je­doch keine Fortsetzung erfahren. Unsere Vorfahren - die Urgroßväter miteingeschlossen - hatten keine Ah­nung davon, daß die im Laufe der Geschichte ver­schwundenen Völker des Römischen Reiches schon versucht hatten, eine Brücke über die Donau zu bauen. Nur in den 1860er Jahren, als nördlich von der heuti­gen Árpádbrücke und der Margareteninsel Baggerarbeiten entlang des Flußbettes vorgenommen wurden, kamen die Fundamente jener Holzpfähle zum Vorschein, auf welchen die Brücke der Römer gestanden hatte. Sie verband das Lager von Aquincum mit der Befestigung an der Mün­dung des Krebsbaches (Rákos-patak), bzw. mit den Wegen der Tiefebene, die durch das Land der Barbaren führten. Unter anderem stützte sie sich auch auf jene kleine Insel, die sich einst an der nördlichen Spitze der Margareteninsel befand. Unsere Vorfahren nannten das bekannte Inselchen „Badeinsel“, und es befanden sich hier wirklich schon zur Glanzzeit Aquincums Badehäuser und Sommervillen. Die Badeinsel selbst - eine Sandbank - verschwand infolge der Donauregulierungsarbeiten im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts gänzlich. Sie wurde zerlegt, von Baggerschiffen vernichtet, ist heute spurlos verschwun­6

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