Hajós György: Der Heldenplatz - Unser Budapest (Budapest, 2001)

entschwemmt: / Ich zwanzig Jahre lang es schon verfolge. / Und nichts durch Zauberschlag entstand...“ Obwohl der erste Gasthof schon 1795 die Gäste emp­fing, wurde das Stadtwäldchen erst in den 1840er Jahren zum allgemein beliebten Ausflugsort, wohin nicht nur die einfachen Pester Bürger sich amüsieren gingen. Wirklich zu sprudeln begann das Leben hier dann nach dem Aus­gleich (1867). Es wurden vornehmere Restaurants gebaut: 1870 eröffnete das Wampetics, zur Zeit des Millenniums das Gundel. Hinter der Brücke stand der Residenzstädti­sche Pavillon, das Weingruber-Restaurant, dessen Räume und Garten gleichzeitig Platz für 2 500 Gäste boten. Persönlichkeiten des literarischen und künstlerischen Lebens wurden zu ständignen Gästen, es bildeten sich Tisch­gesellschaften. (Später wurde das Wäldchen Gegenstand zahlreicher Gedichte, Schauplatz vieler Prosawerke und Bühnenstücke, sogar so bekannter Dramen wie des Stücks Liliom von Ferenc Molnár.) Zum Stadtwäldchen gelangte man damals durch die überfüllte und unbequeme König Gasse (später Király utca) und die heutige Stadtwaldallee (Városligeti fasor). Man brauchte eine schönere, saubere Straße, die gleich­zeitig Teil des städtischen Radialstraßen-Systems sein würde. Schon 1870 begann man mit dem Bau der Radialstraße (Sugár út, heute Andrássy út), zum Sankt-Stephans-Tag 1876 war die Bepflasterung schon fertig, obwohl damals nur ein kleiner Teil der Gebäude stand. Die neue Ver­kehrslinie, sowie die zu den Millenniumsfeierlichkeiten eröffnete Untergrundbahn - welche neben den Pferde­wagen nun auch größere Massen schnell befördern konnte - plazierten das „Tor“ des Stadtwäldchens nun auf das Gebiet des heutigen Heldenplatzes. Am heutigen Platz - damals noch im Stadtwäldchen - begann 1868 der bekannte Bergbauingenieur Vilmos Zsigmondy, Pionier der ungarischen geothermischen For­schungen, seine Bohrungen für einen artesischen Brunnen. Nach zehnjähriger Arbeit erreichte er am 21. Januar 1878 eine Tiefe von 971 Metern, von wo pro Minute 831 Liter 74 °C heißes Wasser hervorquoll. (Diese Bohrung wurde in Europa nur von der 1 271 Meter tiefen Sperenberger Salz- forschungs-Bohrung übertroffen.) Der Brunnen - der tief­8

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