Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)
Grundriß mit drin, in der Ordnung des Aufbaus, in der allgemeinen Komposition des Gebäudes“. Doch ist das - fügte Cserba hinzu - trotzdem kein Konstruktivismus. Es wurden während des Bauens der Siedlung auch neue Bauarten ausprobiert, zum Beispiel vorgemauerte Ziegelmauerblöcke oder Gassilikatplatten. Auf der Foga- rasi út wurden auch „montierbare“ Häuser gebaut. Interessant bei einem anderen Wohnhaus im XI. Bezirk, Bocskai út Ecke Daróci út ist, daß das Ministerium für Investitionen schon im Frühling 1955 offiziell eine solche architektonische Lösung nach einem individuellen und nicht nach Typenplan erlaubte, die sowohl „inhaltlich“ als auch „formal“ von der vorgeschriebenen Richtung abwich, dabei die zusammengesetzten Funktionen einer Wohnung beachtete (Kamill Kismarty-Lechner, 1955-566). Zu Ehren des ersten Mai wurde 1956 auf dem Szabadság-hegy (Freiheitsberg) der erste Fernsehsender im Versuchsstadium (1kW) übergeben, die Planung des bekannten Turmgebäudes war in dieser Zeit im Gange. Die Veränderungen sind auch im Schaffen von Dezső Dúl wahrnehmbar, dessen Werke aus den fünfziger Jahren die architekturhistorischen Wenden gut illustrieren. 1952 entstand im Stil der Zeit die Wohnsiedlung (für Offiziere) in Pasarét (Hadapród, heute Kelemen László utca), 1953 dann das Gebäude der Militärakademie „Zrínyi“ (XIV, Hungária körút 9-11). Zwischen 1954 und 1957 wurde die Grundschule in Zugló gebaut (XIV, Erzsébet királyné útja 35-37), 1956 in Csillebérc das Gebäude für den ersten ungarischen Versuchsatomreaktor, letzterer schon in moderner Auffassung. Hinsichtlich des Stadtbildes ist auch das 1955 geplante Wohnhauspaar im II. Bezirk, Mártírok útja (heute Margit körút) 47 und 49 - am Mechwart-liget - erwähnenswert* mit seinen Säulenarkaden und seinen gut proportionierten Fassaden mit Steinverblendung und Dachterrasse. Nur der Zahnschnitt auf der Steinplatte über den Säulen erinnert noch an die Formenwelt des sozialistischen Realismus (Mitarbeiter waren die Architekten Róbert Hont, Lajos Hegyi und István Fenyves). Im September 1958 wurden den Gewinnern im Lotto auf der Mártírok útja (Margit körút) Nr. 27 die Wohnungen des ersten Lottohauses übergeben. Dezső Dúl hatte die Entwürfe 1955 angefertigt. Die geschweifte Fassade mit dem Dachgeschoß fügt sich harmonisch auf diesem Straßenabschnitt in die Reihe der zwischen den beiden Weltkriegen erbauten Miethäuser in auserlesenem modernen Stil ein. Ein weniger beachteter Zug der Baupraxis jener Epoche 59