Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)
Die Baukonzeption von Budapest ist natürlich kein Ziel für sich selbst, sondern ein Mittel, die spezielle Bedeutung der Stadt auszudrücken. (Gábor Preisich, 1953) Von den umfassenden urbanistischen Vorstellungen wurden zwar nur wenige verwirklicht, trotzdem geben wir einen Überblick über die Konzeptionen zur Stadtregulierung jener Zeit. Die erste für die Herausbildung von GroJ3-Buda- pest wurde im Rahmen des Instituts für Baukunde und Planung im Sommer 1948 fertiggestellt. Die Aufgabe bestand vor allem darin, den Platz für die planmäßigen Investitionen zu bestimmen, doch betonte man dabei auch die Wichtigkeit der lokalen Autonomie der Vorstädte. Den Entwurf - der höchstwahrscheinlich nach der Parteivereinigung (12. Juni 1948) wegen der nun eingetretenen neuen Situation ad acta gelegt wurde - beurteilte Gábor Preisich 1953 in Verbindung mit dem neuen Regulierungsplan und dessen Diskussion rückwirkend als das Produkt der Übergangszeit, und er betonte dessen präventive Bedeutung: „den ümstand, daß“, wie er formulierte, „solche Investitionen verhindert wurden“, die auf die sozialistische Entwicklung der Stadt eine schädliche Wirkung ausgeübt hätten. Der Kreis Neue Architektur stellte im Mai 1948 zu dem Thema betreffs des Stadtregulierungsplans für Groß-Bu- dapest seine detailliert ausgearbeiteten Vorstellungen von dem „Neuen Csepel als Stadt der Werktätigen“ vor. Im Zusammenhang mit der Schaffung des Roten Csepel wurden solche ideologischen Grundzüge formuliert, die in den folgenden Jahren besondere Bedeutung erhalten sollten. Einer davon bezog sich auf das Verhältnis der Außenbezirke zum Zentrum der Stadt. Nach der damaligen schematischen Auffassung standen das Stadtzentrum und die Villenviertel des „vornehmen Budapest“ in krassem Gegensatz zu den elenden und vernachlässigten Arbeitervierteln der Außenbezirke. Die Stadtstruktur war sozusagen ein Abbild der antagonistischen Klassenstruktur der kapitalistischen Gesellschaft, die man in der historischen Versenkung verschwinden ließ, im Zeichen der Volkswohlfahrt mußten also im Zuge des Umbaus der Stadt diese Widersprüche beseitigt werden (damals noch mit Hilfe des modernen Formensystems). Perényi brachte in seiner Ausstellungskritik zwar zur Sprache, daß die ungarische Kunst „im allgemeinen“ auf der kunsttheoretischen Basis des sozialistischen Realismus stehen muß, der Erfolg der Ausstellung war jedoch „ein bedeutender Sieg“ der neuen Architektur! Die Zeitung Szabad Nép (Freies Volk) griff nicht lange 31