Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

Formulierung stammt eigentlich aus der Programmerklä­rung des Vereinigungskongresses der Ungarischen Kom­munistischen Partei und der Sozialdemokratischen Partei am 12. Juni 1948, in der festgelegt wurde: die Partei (die Partei der Ungarischen Werktätigen) weist das reaktionäre, bürgerliche Prinzip „die Kunst für die Kunst“ (Cart pour Fart) zurück und wünscht eine optimistische Kunst von ho­hem Niveau, welche die Wirklichkeit, also das Leben und die Kämpfe des Volkes darstellt, die Wahrheit sucht und den Sieg der demokratischen Ideale des Volkes verkündet. Perényi erörtert und erläutert in dem bereits erwähnten Artikel der Zeitschrift Szabad Nép (Freies Volk) die Auf­gabe: „Was für eine Architektur benötigt heute unsere Ge­sellschaft? Eine solche, die für die Zeitgenossen verständ­lich ist, die das revolutionäre Wesen der heutigen Genera­tion verewigt, die Zeit verherrlicht, das werktätige Volk mit Frohsinn und Glück erfüllt und zu neuen Siegen ruft und führt!“ In unserer Architektur muß eine Wende eintreten! Ausgesprochen negative Beispiele: das Hochhaus am Le­hel tér, die Poliklinik in der Fehérvári út 12, der Busbahn­hof am Sztálin (heute Erzsébet tér) sowie das Haus der Gesundheit in Kőbánya. Im Verlauf der Schaffung des sozialistischen Realismus spielte der Beschluß der kommunistischen ungarischen Architekten vom 30. November 1949 eine Schlüsselrolle, in dem festgelegt wurde, daß unverzüglich der „scho­nungslose Kampf gegen den Angriff der Imperialisten, der sich auf dem Gebiet unserer Architektur über den Forma­lismus und Kosmopolitismus zeigt, und für die Schaffung einer sozialistischen realistischen Architektur in unserem Land eingeleitet werden muß“. Bekannt war die Schda- now-These: die Formalisten - egal, hinter welcher Maske sie sich verbergen - verbindet ihre Volksfeindlichkeit. Der Beschluß erschien in der neuen Fachzeitschrift Építés- Építészet (Bau-Architektur) und in derselben Nummer gratulierte man Stalin mit „großer Herzlichkeit“ zum sieb­zigsten Geburtstag, (üm diese Zeit wurde die Fierausgabe von Tér és Forma [Raum und Form] sowie die Új Építészet [Neue Architektur] eingestellt.) Im Sommer 1951, zwischen der Diskussion über die Ar­chitektur und dem ersten Kongreß der Architekten, mußte trotz allem ein Redaktionsartikel in Építés-Építészet (Bau- Architektur) erneut die Wende in der Architektur fordern! Die sechs Jahre, die Charakteristika dieser Periode wurden zusammengefaßt: die Architektur der vergangenen Jahre war eine kontinuierliche Fortsetzung derjenigen vor dem Krieg. Die konstruktivistischen und funktionalistischen 24

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