Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

nach 1945 errichteten modernen Gebäuden war dies das erste, das unter Denkmalschutz steht (István Nyiri). Ein bedeutendes Werk des Architektenpaars László Lau- ber und Jenő Szendrői sind die auf der Südseite des Gel- lértberges (XI., Ménesi út 44) befindlichen Gebäude der Agrarwissenschaftlichen (Gartenbau) Universität (1948- 49) und des Eisen- und Aluminium-Forschungsinstitutes (XL, Fehérvári út 130, 1949-50, heute Park der Unter­nehmer). Beide entstanden noch in moderner Auffassung. Die Gewerkschaftshäuser gehören zu den Gebäude-„Ty- pen“, die Ende der vierziger Jahre gebaut wurden. Auch die Ideologie wurde dazu geschaffen: „Während der his­torischen Entwicklung entstanden in jeder Epoche die charakteristischen repräsentativen Gebäude. Diese - so legt Gábor Preisich 1948 dar - brachten von der Antike bis zum Verfall des Kapitalismus immer die Macht und Welt­anschauung der herrschenden und ausbeutenden Klasse zum Ausdruck. Die Gesellschaft auf dem Weg zum So­zialismus schuf dem arbeitenden Menschen dienende Ge­bäude, Wohnungen und Gemeinschaftsbauten... sowie das Symbol des Zusammenhaltes der Arbeiterklasse, die - die Erinnerung an jahrzehntelange Kämpfe heraufbe­schwörenden - Gewerkschaftshäuser.“ Neben dem Stadt­wäldchen entstand ein regelrechtes Gewerkschaftshäu­serviertel. 1948 wurde der Sitz des Gewerkschaftsrates übergeben (VI., Dózsa György út 84/B), das Gebäude war nach den Plänen von Tibor Fischer jun. durch den Umbau des als Ruine erhaltenen Park Sanatoriums entstanden. Die Fas­sade mit einfacher Steinverkleidung wird durch die regel­mäßige Anordnung der Öffnungen, den durchlaufenden Balkon im ersten Stock sowie das ihn stützende Säulen­paar (in der Achse des Eingangs) gegliedert. Die Seiten­wände der Eingangshalle verbreitern sich nach innen und schaffen damit eine pespektivische, vergrößerte Raumwir­kung, die rechte Wand schmückte János Rozs mit Wand­bildern zu dem Thema „Arbeiter“. Die Bronzestatue eines jungen Eisenarbeiters ist ein Werk von Dezső Bokros Bir­man. Am 4. Dezember desselben Jahres wurde auf der Vilma királynő út (heute VI., Városligeti fasor 46^18) das Haupt­gebäude für die Gewerkschaft der Arbeiter in der Bergbau­industrie eingeweiht. Es war unter Einbeziehung der Rui­nen der Sommergebäude des Leopoldstädter (Lipótváro­si) Kasinos entstanden. Der Architekt György Szrogh hat­te die zwei symmetrischen Gebäudeflügel durch einen Pa­rabelbogen kleinen Durchmessers mit Oberlicht verbunden. 15

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