Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)

nicht mehr forciert. Die mit staatlichen Stipendien in Rom studierenden Architekten kehrten mit dem neuen Ge­schmack des Neoklassizismus nach Hause zurück; nach der Amnestie von 1926 kehrten jedoch auch die Studen­ten von deutschen Schulen heim, auch diejenigen, die am Bauhaus studiert hatten - und brachten so die Ideen und praktischen Kenntnisse der neuen europäischen Architek­tur mit. Ältere Meister erfuhren im Laufe ihrer Studienrei­sen sowie aus Fachzeitschriften, daß überall in Europa nun andere Gesichtspunkte die Architektur bestimmten; die Entwicklung setzte dort fort, wo sie in Ungarn am Ende des Krieges abgebrochen worden war. Noch gegen Ende der zwanziger Jahre waren in den Fachblättern nacheinander Publikationen erschienen, wel­che die neugebauten Villen von Bertalan Árkay vorstellten. Diese Budaer Villen waren kleiner und einfacher als die früheren, im allgemeinen fehlten die applizierten Verzie­rungen, der Architekt hatte lieber die Dekorationsweisen verwendet, die sich durch die Ziegelbemauerung boten. Im Inneren zeigten diese Villen mit meist flachem Dach viel Verwandtschaft mit den früheren kleinen Villen, im Erd­geschoß gab es ein, eventuell zwei größere Zimmer, das Wohnzimmer und das Speisezimmer; vom Wohnzimmer führten Treppen hinauf in den Stock, wo sich drei kleine Schlafzimmer und das Badezimmer befanden. Eine Ab­weichung war, daß sich in diesen Villen die Küche stets im Erdgeschoß befand, nie im Souterrain. Im Gegensatz zu den früheren Villen gab es hier mehrere große Terrassen, oft auch eine Dachterrasse. Der Sohn Aladár Árkays, des Architekten der Wohnsiedlung der Richter und Anwälte, übersprang das vorhergehende Jahrzehnt wortlos und er­neuerte die väterliche Tradition, indem er die veränderten Umstände jedoch nicht außer acht ließ. Die Villen von Ber­talan Árkay brachten ein neues Niveau des Villenbaus nach Ungarn, die wirkliche Sensation war jedoch eine kleine, aus zweiundzwanzig Villen bestehende Siedlung. Die Villen des kleinen Mannes - die experimentelle Villen­siedlung in der Napraforgó utca Vor einigen Wochen wurde draußen an der Pasaréti út eine Ausstellung eröffnet: die Vorstellung von Häusern. Eine Unternehmer firma hat hier eine ganze Straße Villen erbaut und stellt diese jetzt zusammen dem Publikum vor. Die Straße wurde nach der Sonnenblume [ung.: nap­raforgó] benannt, und der Harne ist hier auch symbo­lisch. Die riesigen Fenster der modernen Häuser warten auf die belebenden Strahlen der Sonne; woher sie auch 40

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