Adamkó Péter - Dénes György - Leél-Őssy Szabolcs: Die Höhlen von Buda - Unser Budapest (Budapest, 1992)

Budapest ist die Stadt der Höhlen, ja eine wahre Höhlenmetro­pole. Es gibt keine zweite Millionenstadt auf der Welt, unter deren bekannter Fläche sich mehrere Kilometer lange Höh­lensysteme durchziehen. Ungarns Hauptstadt hat das zweite Glied ihres Namens „Pest“ von einer gleichnamigen Höhle bekommen. Am Westufer der Donau erhebt sich ein felsiger Berg, der Gellért-Berg. An der Donau zugekehrten südöstlichen Seite dieses Berges befindet sich eine Höhle, deren weite Öffnung auch vom anderen Ufer des Flusses gut sichtbar ist. Die von der osteuropäischen Ebene vor 1100 Jahren kommenden Ungarn ließen sich am Donauufer nieder. Sie bezeichneten die Höhle — da in ihrer Sprache das entsprechende Wort fehlte — mit dem Wort „Pest“, das sie von der damals hier ansässigen Volksgruppe der Bulgarslawen übernehmen. Dem Berg gaben sie den Namen „Pest-Berg“ d. h. Höhlen­berg. So wurde der am Fuße des Berges befindliche Fluß­übergang die Pest-Fähre genannt, und die zu beiden Seiten der Donau entstandenen Siedlungen erhielten den Namen Pest bzw. Klein-Pest. Letztere Siedlung wurde später in die auf dem Burgberg nach dem Tatarensturm entstandene Sied­lung Buda (Neu-Buda, Ofen) eingegliedert. Stadt Pest bedeu­tet also „Höhlenstadt“ und Budapest bedeutet „Buda-Höhlen- stadt“. Dieser Name wurde der Stadt von unseren Vorfahren sozu­sagen „vorgeschossen“, denn abgesehen von einigen kleine­ren Höhlen kannten sie nur die bereits erwähnte, von weitem sichtbare Höhle. Die seitdem erschlossenen fünf großen Höh­len — deren Gesamtlänge mehr als 24 km beträgt — hatten keine natürlichen Zugänge. Sie waren bis zu ihrer Freilegung geschlossene Kavernen. Diese sich unter der Stadt dahinzie­henden, an mineralischen Gebilden reichen, äußerst sehens­werten kilometerlangen Höhlensysteme wurden erst mit ihrer Erschließung im 20. Jh. bekannt. Bei den Höhlensystemen handelt es sich um die ehemali­gen — heute nicht mehr aktiven — Wasserläufe der berühm­ten Budapester Thermalheilquellen. Es fällt selbst dem Laien auf, da_ß sich die Höhlen von Buda von den berühmten Tropfsteinhöhlen, wie etwa der Baradla- Höhle von Aggtelek-Jösvafö oder der Höhle von Postojna (Jugoslawien) wesentlich unterscheiden. Hier sieht man keine mächtigen Tropfsteinsäulen und auch keine geräumigen Hal­len von monumentaler Größe. Unter den Budapester Höhlen gibt es keine einzige richtige Tropfsteinhöhle; auch sind ihre 5

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