Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)

Belästigungen auf sich, bloß um den Namen und die Tradition der Firma zu bewahren, ihre Kunden zu bedie­nen. Ein solcher Laden ist das Geschäft der Gold- und Sil­berschmiede István Barta und Frau G. Barta hinter der Evan­gelischen Kirche am Deák tér (Bárczy István utca 10.). Zwei schmale Öffnungen im Erdgeschoß des klassizisti­schen Hauses - nicht mehr. Im schwarz gemalten Rahmen des Schaufensters erzählen alte Familienschmuckstücke auf dunklem Samt von längst vergangenen Zeiten. Im In­neren ein einfaches Pult, Bretterboden und Biedermeier- Stimmung. Abends werden mit großen Holztafeln alle Fen­ster und Türen verschlossen. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts existiert der La­den des Optikers Lajos Libái in der Veres Pálné utca 7. Der Name Lajos Libái war im alten Pest ein Begriff. 1840 hat­te er seine Laufbahn als Zirkelmeister in der Kalap (heute Irányi) utca begonnen. Mit optischem Gerät begann er sich erst später zu beschäftigen. Sein Geschäft eröffnete er am selben Ort, wo es heute noch existiert, in einem klassizisti­schen Haus, aus welchem er Anfang des Jahrhunderts, als dieses abgetragen wurde, auf die gegenüberliegende Stra­ßenseite zog. 1934, als der Hausbesitzer die Miete für das Geschäft zur Erbablösung verwenden wollte, zog er zurück in das Erdgeschoß des Hauses Nr. 7. Einst nahm eine zum Gebäude passende Geschäftsfassade die ganze Straßen­front des Hauses ein. Am rechten Ende der erhalten ge­bliebenen Hälfte befindet sich das Geschäft des Libái. Das betonende Element der durch Eisenrolladen verschließba­ren Geschäftsfront ist das den Rolladenkasten verstecken­de Gesims, an dessen zur Straße hin geneigter Vorderflä­che sich die Firmenaufschrift entlangzieht. Die Geschäfts­fassade besteht aus Schaufenstern und einer Türe im Biedermeierstil. Treten wir durch die Glastüre, so gelangen wir in den altertümlichen Geschäftsraum. Die graugefärbte Einrichtung aus Weichholz stammt noch von vor dem Krieg. Auf den Regalen stehen alte Kartonschachteln, die Handgriffe und Schlüssellöcher der Glaskästen und Schub­laden sind aus Messing. Die eingebauten Kästen werden von an ihren Gesimsen angebrachten Lampen mit gekräu­selten Lampenschirmen beleuchtet. Vor dem Pult steht ein Stuhl aus Strahlrohren mit einem Sitz aus gepreßter Furnierplatte vom Ende der zwanziger Jahre, daneben ein Thonet-Stuhl. Die Leiterin des Geschäftes, Emma Brassai, geborene Nemeskéri, arbeitet schon 56 Jahre lang hinter demselben Pult. Auf den kleinen Platz mit Kastanienbäumen neben der 50

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