Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)

Wechsel der Öffnungen im Erdgeschoß den Weg frei für riesige Schaufenster. Zur Vorstellung der Vorhänge und Teppiche waren die fast 4 m hohen Schaufenster gerade das richtige. An der Ecke entstand ein 7 x 7 m großes, saalartiges Schaufenster, hier wurde eine Art Drehbühne installiert, die ein wahres „Theater“ des Handels sowohl von innen als auch von außen sichtbar machte. Für die ganze Schaufensterfassade waren ultramoderne Lösungen cha­rakteristisch: überall die abgerundeten Formen des „Strom­linienstils“, die nur abends abgeschlossene Vorhalle wurde von versteckter Deckenbeleuchtung in Neonlicht gebadet, das Eisenskelett der riesigen Tafelglas-Schaufenster, die aus der Oberfläche aus rosa Kunststein hervortraten, wur­de mit gemischter Goldpuder-Farbe zu „metallischem“ Glanz gebracht. Auch hier hatte das Geschäft zwei Türen, einen Eingang und einen Ausgang. Den Firmennamen ERMA setzte man an die beiden auffälligsten Punkte: an die Ecke in kleinerem Format, über den Haupteingang hingegen in 1 1/2 m hohen Metallbuchstaben. Die elegante Firmen­aufschriftwar organischer Teil der ganzen Komposition, ihr Fehlen ließ in der Zeit nach der Verstaatlichung die mehr oder weniger erhalten gebliebene Fassade unscheinbar und grau wirken. Die Leitung der Geschäftsreihe Röltex ließ Mitte der achtziger Jahre die Geschäftsfassade in ihrer ori­ginalen Form renovieren, sogar die Firmenaufschrift des rechtlichen Vorgängers ERMA wurde neu angefertigt. Seit­her wurde das Clnternehmen Röltex privatisiert, und die neue Führung gab ihren Geschäften ein neues inneres Aus­sehen. Die protzige, postmoderne Einrichtung erschien auch im Inneren des ERMA, ohne Rücksicht auf dessen noch teilweise verwendbares originales Interieur. Aus geschäftli­chen Gründen wurde sogar das Eckschaufenster mit der Drehbühne abgeschafft und dem inneren Raum des Ge­schäftes angegliedert. Mit Neugierde erwarten wir, wann man wohl die unter Denkmalschutz stehende Schaufen­sterfassade auch dem modernen Inneren „angleichen“ wird. Als die Geschäfte gleichzeitig mit den Häusern gebaut wurden, öffnete sich der Weg für viel großzügigere Lö­sungen. Ein sehenswürdiges Exemplar der mit dem Haus gleichzeitig entworfenen Geschäftsfassade ist das einstige Warenhaus Gutmann J. und Partners (Rákóczi út 12., VII. Be­zirk). Das großstädtische Wohn- und Geschäftshaus Ecke Rákóczi út und Síp utca wurde 1936-37 nach den Plänen von Gyula Wälder, einem der bekanntesten Architekturpro­fessoren aus der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen, ge­32

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