Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)
Geschäftsfassade von Jónás Hecht. V, Szent István tér 15. Erdgeschoß links vom Eingang des früheklektizistischen Wohnhauses hatte er so umgestaltet, daß das Gleichgewicht der Fassade nicht gestört wurde: bloß die Form der Öffnungen wurde etwas verändert. Die Maueroberfläche bedeckte er mit Kupferplatten bzw. mit Eosinglasur-Platten der berühmten Zsolnayer Porzellanfabrik in Pécs. Die Firmenaufschrift aus Keramikbuchstaben zog sich früher entlang dem länglichen Zwischenraum zwischen den Balkonén im Stock und war von getriebenen Kupferplatten umgeben. Die Verzierungen der Kupferplatten erinnern an die stilisierten Pflanzen und Vögel der volkstümlichen Webarbeiten, die Ornamentik der Verkleidung der beiden Wandpfeiler hingegen zitiert den Motivschatz der Székler Holzschnitzereien - mit dem Jugendstil verarbeitet. Sehen wir genauer hin, so können wir in der Ornamentik des linken Pfeilers sogar den Plan der Geschäftsfassade entdecken. Auf beiden Seiten des Geschäftseingangs befinden sich kleine Eosinglasur-Platten: auf der einen steht das Gründungsjahr der Firma (1850), auf der anderen das Herstellungsjahr der Geschäftsfassade (1907). (Inter der ersten Aufschrift symbolisiert die aufgehende Sonne die Gründung, unter der anderen die Vormittagssonne das „Mannesalter“ der Firma. Wir irren uns wohl nicht, wenn wir auch auf den Metallreliefs der Balkonkonsolen Symbole zu erkennen wähnen: die Fische deuten auf den Namen des Besitzers (Hecht) hin. In den 1910er Jahren kam die Mode der bronzenen Geschäftsfassaden auf. Zahlreiche Firmen (Bruchsteiner und Stern, Emil Heinicke u. a.) spezialisierten sich auf die Herstellung von Bronze-Geschäftsfronten, doch nur einige konnten sich nach dem Ersten Weltkrieg auch weiter behaupten. Da begann die Erfolgsgeschichte der Ingenieure Haas und Somogyi, deren Namen fast vierzig Jahre mit dem Bau von Geschäftsfassaden verbunden sein wird. 14