Buza Péter: Quellen und Zierbrunnen - Unser Budapest (Budapest, 1994)

So mußte György Gábri, der Verfasser der Melodie des neuen Musikautomaten, die Melodie wieder nach eigenem Geschmack zusammenstellen: es entsteht nun die dritte Vari­ante, welche jedoch nur als Noten existiert. Die Vorrichtung, welche diese hätte spielen können, wurde nie konstruiert. So steht der Bodor-Brunnen auch heute noch stumm da. Wie konnte es nur geschehen, dajß eine Melodie, die Tau­sende immer wieder gehört hatten, im Laufe von fünfzig Jahren so gänzlich in Vergessenheit geriet? Kann die engere Verwandtschaft Wehners sich nicht mehr daran erinnern, oder die alten Gärtner, oder die Orgelwerk­statt, wo das Werk hergestellt wurde? Von hier hatten leider die Russen, als die Fabrik in „gemeinsamen“ Besitz überging, sämtliche Dokumentationen weggetragen. Auch beim Öffent­lichen Arbeitsrat steht nichts davon, obwohl die Dokumente hier erhalten geblieben sind. Die einstigen Schüler Géza Weh­ners können sich ebenfalls an nichts mehr erinnern. Einer davon versucht jedoch, durch musikalische Experimente die einst sooft gehörte Melodie sich wieder ins Gedächtnis zu rufen. Der Unternehmer ist Ferenc Gergely, und nach einigen Wochen kommt er zum Ergebnis. Die „Versuchsrekonstruk­tion“ des fast vollständigen Melodien-Mosaiks hat Erfolg, und nun wissen wir bedeutend mehr über die musikalische Pro­duktion des Bodor-Brunnens. Die Bauelemente der verlore­nen Komposition waren die 2-3 Minuten dauernden Motive aus dem 2. Satz von Dohnänyis Ruralia Hungarica, eine Melodienfolge aus dem Intermezzo von Kodálys Háry János und das Motiv aus Bartöks Werk Abend bei den Szeklern. Nun könnte die alte Melodie des Bodor-Brunnens wieder erklingen. Brunnen und Quellen um uns herum. Ihr Schicksal gleicht dem unsrigen. Denn das Wasser ist das Leben selbst, ln seinem Spiegel die Geschichte. 54

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