Várnagy Zoltán: Stadtverkehr - Unser Budapest (Budapest, 1994)
gelangt die Elektrische von einer Endstation zur anderen. Noch lange verkehrten die Wagen, welche aus dem ersten Jahrhundertdrittel stammten. Nur ein hochziehbares Gitter schützte die Fahrgäste auf der offenen Plattform vor dem Hinunterfallen, ein Gitter, das natürlich selten hochgezogen wurde. So konnte man auch, wenn man geschickt war, während der Fahrt leicht auf- und abspringen. Wie das auch Péter Lengyel beschreibt: Er mag wohl eine Viertelstunde gelaufen sein, da war schon von der äußeren Lajos utca her das Knattern der Elektrischen zu hören. Er spazierte zur Station hinüber. Dann erblickte er die stumpfe blase der Elektrischen, welche neben dem Amphitheater einbog. Altmodische, dunkelgelbe Wagen mit dicken, braunumrandeten Rädern unter den Fensterreihen. Der Achtzehner. Die Nummer war nicht sichtbar, doch er erkannte jede Elektrische der Gegend schon an ihrer Form. Sena stand auf der Plattform und beugte sich über das Gitter. Der Zug legte sich lässig in die Bécsi úter Krümmung. Im Dunkel neben den Geleisen standen verstreut schwarze Gestalten. Als die Elektrische an ihnen vorbeifuhr, zogen sie sich elegant auf die unterste Treppe je einer Plattform. Wie ein Magnet die verstreuten Eisenteilchen, so zogen die beiden dunkelgelben Wagen der Elektrischen die schmalen Fiquren an. r x , , (Auf der Achtzehner) Nicht nur das Auf- und Abspringen war Mode, sondern man „blitzte“ auch hinten am Puffer sitzend seitdem es die Elektrische in Budapest gab. Der ungarische Ausdruck „tujázás“ (auf der Elektrischen fahren) hieß früher hinten auf dem Wagen („hátúján") gratis fahren. Von 1945 bis 1967 gab es auf diesem Gebiet einen Aufschwung, dann folgte ein ständiger Rückgang der Einnahmen. Die von den Schaffnern abgelieferten Beträge nahmen immer mehr ab und so sah man sich gezwungen, das System der vorgekauften Fahrkarten einzuführen. Dieses funktionierte, mit zeitweiligen Kontrollen verstärkt, lange sehr gut. Der drastischen Preiserhöhungen der letzten Jahre wegen kaufen jedoch immer weniger Fahrgäste Karten und ignorieren die Kontrollen auch meistens. Die Fahrkartenpreise des 1968 gegründeten Budapester Verkehrsunternehmens haben sich in den letzten zehn Jahren verfünfundzwanzigfacht; Subventionen stiegen ebenfalls um das mehrfache, trotzdem ist nicht genügend Geld da, um alles in Stand zu halten, die Wagen 15