Nemes János: Heilendes Budapest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Blick in die Vergangenheit

Blick in die Vergangenheit Geschichtlichen Quellen zufolge schickten schon die römi­schen Kaiser Hadrianus und Marcus Aurelius ihre verwunde­ten Legionäre in die Hauptstadt von Pannonien, nach Aquin­cum. Die Bäder von Aquincum und der Aquädukt, das Über­bleibsel der Wasserleitung, zeugen davon, daß es hier schon sehr früh heilende Aktivitäten gab. Die hiesige Heilgeschichte ist auch schon mehr als tausend Jahre alt. Hier sollen nur einige interessante Beispiele ge­nannt sein. Bei dem erstmals im Sommer 1834 in einem Grab in Benepuszta aus der Zeit der Landnahme entdeckten Schädel fand man, daß der ungarische Krieger, den die Archäologen „Bene den Recken“ nannten, einen durchbohrten Schädel hatte. Die Schamanen hatten den Eingriff gemacht, um durch die entstandene Öffnung den die Krankheit verursachenden bösen Geist entweichen zu lassen. Da viele diese Operationen überlebten ist anzunehmen, daß die Urahnen der heutigen Ärzte Schädelverletzungen mit Erfolg behandelten. Das bestätigt auch der gleichaltrige in einem Grab in Vereb gefundene Schädel, den man wegen einer großen Knochen­lücke in Verlaufe einer Operation mit einer Silberplatte abge­deckt hatte. Dieses Verfahren hat man auf ähnliche Art und Weise noch viele hundert Jahre praktiziert. Im Jahre 1000 schickte Silvester der II., selbst Arzt, unse­rem König István dem Staatsgründer die Krone. Kaum ein paar Jahrzehnte später gründeten Ärzte des Benediktineror­dens die ersten primitiven Krankenhäuser, sogenannte xeno- dochiums. 1240 wurde in Eger das erste ungarische Krankenhaus erbaut, das Hospital des Zisterzienserordens „Szent Jakab“. Folgendes schrieb der Historiker Schier aus dem Mittelalter über das erste Pest-Budaer Heilinstitut des 13. Jahrhunderts: „Es lebte einmal im Dorf Szent Erzsébetfalva, neben Pest, ein Edelmann, ünd dieser junge Mensch lebte einst im Spital der Frau Szent Erzsébet, unter dem Szent Gellért-Berg.“ Im Jahre 1276 erwähnt auch die Inquisition das Kranken­haus, genauer einen Patient desselben, im Protokoll über die Verhandlung in der Sache der Szent Margit. überspringen wir die im 13. Jahrhundert fast alles vernich­tende Tartarenseuche und das darauffolgende dunkle Mittelal­ter, obwohl die ungarische Medizinwissenschaft selbst in die­ser Zeit mit dem europäischen Niveau mithalten konnte. Der Militärgeistliche Tamás Jordán (1539-1585) aus Komárom beschrieb zum Beispiel als erster die damals sogenannte morbus hungaricus, den üngarische Krankheit genannten Flecktyphus. 7

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