Nemes János: Heilendes Budapest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Im Falle eines Unfalles

Im falle eines ünfalles Der Landes-Rettungsdienst Der Ungarische Rettungsdienst hat eine langjährige Tradition. 1887 wurde die Budapester Freiwillige Rettungsvereinigung gegründet (BÖME). Aus dieser entstand durch den Zusam­menschluß mit der Freiwilligen Städtischen- und Komitats- Rettungsvereinigung (WÖME), der Landes-Rettungsdienst (OMSZ), der über lange Jahre ohne Beispiel in Europa funk­tionierte. Er war viel wirksamer und erfolgreicher als seine entwickel­teren Gefährten in Westeuropa, weil er in den fünfziger und sechziger Jahren der erste, landesweite, auf einheitlichen Or­ganisationsprinzipien basierende und zentralgeleitete Ret­tungsdienst war. In der Praxis bedeutete das, daß alle Wagen mit den gleichen Rettungsgeräten, Medikamenten und mit gleich sehr gut ausgebildetem Personal versorgt waren. Gleichfalls beispielhaft war die beinah soldatische Disziplin. Die Zentralen waren in der Lage, die Autos in wenigen Augen­blicken zu mobilisieren und wenn es sein mußte, sofortige Hilfe von anderen Stationen zu bitten und zu bekommen. Die in den 21 Zentralen angesiedelten Rettungsstationen verwirkli­chen mit ihren etwa 1000 Rettungswagen, die noch heute in vielen Ländern beneidete Konzeption, daß auch in das aller­letzte Dorf innerhalb von 30 Minuten ein Unfallwagen mit fachlich ausgebildetem Personal kommt, ln vielen Ländern nutzte man die ungarischen Erfahrungen, um einen auf ähnli­chen Prinzipien beruhenden Rettungsdienst aufzubauen. Obwohl heute schon private Rettungsgesellschaften an den Rettungsarbeiten teilnehmen, konnte der Landes-Rettungs­dienst (OMSZ) auf Grund seiner Größe die Monopolstellung bewahren. ln Budapest wird die dringende medizinische Versorgung mit 80 bis 90 Rettungswagen abgesichert. Darunter zehn Schnellwagen, also fähig, qualifizierte ärztliche Arbeit, Wieder­belebung, Beatmung und die Versorgung bei Massenunfällen zu übernehmen. Die Rettungswagen fahren allein in der Hauptstadt jährlich zu etwa 100000 dringenden Einsätzen raus. In jedem der technisch gut ausgerüsteten Mercedes- Kleinbusse arbeitet ein diplomierter Rettungsarzt. Außerdem sind 24 Unfallwagen ständig unterwegs, in denen ein Arzt oder ein medizinisch hoch ausgebildeter Sanitäter seine Arbeit versieht. Die westlichen Touristen können auch heute noch einige der museumsreifen polnischen Nysa-Rettungswagen bestaunen. Zum Glück naht sich das Ende des Austausches gegen den zeitgemäßeren Toyota-Kleinbus. Zur Beruhigung: auch die Wagen des alten Types sind mit allen notwendigen Rettungsgeräten und Medikamenten bestückt. 15

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