Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

zum Tode verurteilt und sein Name wurde an den Galgen genagelt), kaum 18 Jahre später schon ungarischer Mini­sterpräsident und von 1871 an Außenminister der duali­stischen Monarchie war. Bei der Modellierung der Statue konnte Zala (der sich übrigens von der romantischen Einstellung angezogen fühlte) zwei - eigentlich naheliegende - bombastische Po­sen vermeiden. Andrässy war Husarenoberst außer Dienst, und er trug auch als Außenminister, den Sitten der Zeit entsprechend, oft seine Uniform. Der Künstler verewigte aber den Politiker lieber im ungarischen Galaanzug. Es wäre auch natürlich gewesen, den als ausgezeichneten Reiter bekannten Andrässy auf einem sich aufbäumenden, feurigen Roß darzustellen. Doch György Zala vermied auch diese banale Lösung, er gestaltete ein ruhig schrei­tendes Pferd und hatte recht damit. Die Gestalt Andrässys in Husarenuniform und auf einem sich bäumenden Pferd wäre unverzeihlich konventionell geworden. Das Parla­ment wollte übrigens dem verstorbenen Ministerpräsiden­ten und Außenminister, nicht dem Soldaten ein Denkmal setzen. Der Politiker saß auf einem edlen Vollblüter (das Roß modellierte der Künstler nach einem Pferd der Familie Andrässy namens „Rigó“ = Drossel), mit seiner Linken faßte er fest den Zügel. Seinen Hut mit Federbusch hielt er in der Hand, so verewigte Zala mit porträthafter Treue die Gesichtszüge und die charakteristische Haartracht des Ministerpräsidenten. Die Komposition strahlte eine über­legene Ruhe aus, doch die Modellierung des Pferde­schwanzes sowie das leichte Schwingen der herabhän­genden Ränder der reichverzierten Schabracke bringen ei­ne gewisse Dynamik in das Werk. Der Sockel, im eklektischen Stil und aus Marmor von Oravica gemeißelt, war eine Arbeit von Ernő Foerk. Inter­essant ist, daß der bekannte Architekt über die barock­ähnlichen Reliefs, vom Jugendstil beeinflußte Schmuck­elemente in der Art eines Frieses plante. Für den Sockel war trotzdem nicht das Stilgemisch, sondern eine feine Eleganz und Harmonie kennzeichnend, übrigens galt die­ses Postament mit seinen Kosten von zweihundertzehn­tausend Kronen als das teuerste in Budapest. Das Denkmal war auch wegen seiner beiden riesigen Reliefs berühmt, die Zala unter Mitwirkung des Künstlers István Gäch geschaffen hatte. Diese veranschaulichten je ein bedeutendes Ereignis aus der politischen Karriere des Grafen Andrässy. Das Relief auf der rechten Seite stellte die Krönung von Franz Joseph 1. zum ungarischen König in 23

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