Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)
verkörpernde, nackte Männergestalt mit Helm, die auf einem Kampfwagen steht und die wild schnaubenden Pferde statt einer Peitsche mit einer riesigen Schlange antreibt. Dieses imposante, viereinhalb Meter hohe Werk zeigte man vor seiner Placierung in einer Ausstellung, wo es beim Publikum allgemeine Zustimmung fand. Der Erfolg blieb auch von Seiten der offiziellen Kritik nicht aus: die Statue gewann 1909 den Großen Preis der Kunsthallen-Gesell- schaft. Nach Meinung des Kunsthistorikers Károly Lyka ist am Millenniumsdenkmal diese Schöpfung „von allen Gruppen der am kraftvollsten gestaltete Teil“. Gegenüber der Gestalt des Krieges ist die Statuengruppe des „Friedens“, die sich am Rand der anderen Kolonnade befindet, von gedämpfterer Stimmung. Die hinter den ruhig schreitenden Pferden auf der Biga stehende Frauengestalt hält das Symbol des Friedens, einen Ölbaumzweig in der Hand. Nur das fein geformte, leichte Flattern des Frauengewandes bringt in die geschlossene Komposition des Werkes ein wenig Dynamik. Den „Krieg“ bewegt der Schwung der Renaissance, der „Frieden“ ist eher von klassischer Schönheit. Die beiden Statuen von gegensätzlicher Stimmung sind interessante und wertvolle Elemente des Denkmals, besonders durch die Wirkung ihrer Silhouetten, die auch schon von weitem gut zur Geltung kommen. Pferde sind aber nicht nur auf dem Kolonnadengesims des Millenniumsdenkmals zu sehen. Auf dem ünterbau der im Mittelpunkt stehenden, sechsunddreißig Meter hohen korinthischen Säule befinden sich sieben Reiterstatuen. Die in Bronze gegossenen Reiter von György Zala veranschaulichen den Großfürsten Árpád und die Führer der landnehmenden ungarischen Stämme, ln den Sockel des Denkmals wurden folgende Namen eingemeißelt: Árpád, Kond, Ond, Tétény, Tas, Huba und Előd. Der Künstler schuf, der Geschichtsauffassung der Zeit entsprechend, seine Gestalten in romantischem Geist. Von den 4,7 Meter hohen Figuren gelangte die in der Mitte stehende Reiterstatue des Großfürsten Árpád, Führers des Stammesverbandes, 1912 auf den Sockel. Seine Gefährten mußten eineinhalb Jahrzehnte warten, denn der Erste Weltkrieg unterbrach die bildhauerischen Arbeiten am Denkmal. In der schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der sich üngarn befand, ergab sich erst Ende der zwanziger Jahre die Möglichkeit, das Millenniumsdenkmal vollkommen zu beenden. Zwischen 1928 und 1929 wurden dann 16