Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

Pferdehirt ist wirklich eine bravouröse Schöpfung. Eigent­lich nicht durch die Art der Komposition, denn die neo­barocke Bildhauerei brachte Ende des 19. Jahrhunderts die das Roß bändigende Männergestalt wieder in Mode. (Als Beispiel seien nur die großformatigen Pferdebändiger von Josef Lax vor dem Wiener Parlament erwähnt.) Das Werk von György Vastagh erregte über die Idee der Kom­position hinaus durch seine hervorragende künstlerische Modellierung Aufsehen, und auch dadurch, daß eine mo­numentale ungarische Freiraumplastik zum ersten Mal echte volkstümliche Züge trug. Neben dem bravourös mo­dellierten Kopf verleiht die vor Kraft strotzende Gestalt des Pferdehirten der Schöpfung eine ganz individuelle Stim­mung; auch ohne die Elemente der forcierten Effektha­scherei kann man fühlen, daß dieses Werk in CJngarn ent­standen ist. Der Pferdehirt fand auf der Pariser Weltausstellung 1899-1900 große internationale Anerkennung und hatte auch in CJngarn Erfolg. Ein Beweis für seine Würdigung ist, daß den Sockel des Kunstwerkes Alajos Hauszmann, der Architekt des Königspalastes, selbst entwarf. Das Standbild erlitt während des Zweiten Weltkrieges er­heblichen Schaden, der aber glücklicherweise behoben werden konnte. Als man später die zerstörte Reithalle ab- rß, wurde auch das Schicksal des Pferdehirten ungewiß. Indem man sich auf die Ausgrabungen und Arbeiten zur Geländeregulierung berief, wurde er 1954 von seinem Platz entfernt. Endlich gelangte er nach fast dreißig Jahren im Rahmen der Wiederherstellung des Burgviertels unter der Leitung von István Czagány in die Burg zurück. Sein ur­sprünglicher Standort war der Abbruchswelle zum Opfer gefallen, so wurde er in der Mitte des freien Platzes vor dem Matthias-Brunnen aufgestellt. Glücklicherweise fand sich auch der zeitgenössische, von Hauszmann entworfe­ne Sockel wieder, so ist das Werk von György Vastagh d. J., nach fachmännischer und sorgfältiger Restaurierung wieder in seiner ursprünglichen Schönheit zu sehen. Das kleine Bronzemodell befindet sich in der Ungarischen Na­tionalgalerie, seine verkleinerte Porzellanvariante wird in zwei Größen seit Jahrzehnten in der Porzellanmanufaktur von Herend hergestellt und mit Erfolg verkauft. Einige Jahre nach der Aufstellung des Pferdehirten er­hielt das Burgviertel die Bronzefigur des Heiligen Georg. Das am Fusse der Fischerbastei aufgestellte Reiterstand­bild ist nur eine Kopie, das Original befindet sich in Prag. Dieses Meisterwerk der mittelalterlichen Plastik schufen 1373 die Brüder Martin und Georg von Klausenburg in 11

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