Molnár József - Szilas Péter: Abendlichter - Unser Budapest (Budapest, 1993)
Stadtgaslampen von 21016 Normalkerzen eine Beleuchtungsstärke von 114 600 Normalkerzen haben würde, wenngleich das elektrische Licht auch um fast hundert Prozent teurer sein würde. Die mangelhafte Straßenbeleuchtung wurde mit der Zeit immer mehr zu einem Hemmschuh für die Entwicklung der Hauptstadt. Wollte Budapest den Rang einer Weltstadt einnehmen, mußten seine Straßen - wie überall auf der Welt - modern beleuchtet sein. So jedenfalls stellte sich die Frage auf der Sitzung des Munizipalausschusses der Hauptstadt. Das Hin und Her bezüglich der elektrischen Straßenbeleuchtung verärgerte allmählich auch die Stromerzeuger, denn sie waren ja in jeder Hinsicht auf die Stromlieferung vorbereitet. So unterbreitete 1909 die Budapester Allgemeine Elektrizitätswerke AG den Vorschlag, im Straßenabschnitt der Rákóczi út zwischen Múzeum körút (Kleiner Ring) und Erzsébet körút (Gro- J3er Ring) die elektrische Beleuchtung auf eigene Kosten zu installieren. Dieses Angebot konnte schwerlich zurückgewiesen werden. Am 8. April 1909 wurden in dem besagten Abschnitt der Rákóczi út 38 Probelampen aufgestellt. Die von der Firma Oetl hergestellten neun Meter hohen, verzierten Kandelaber trugen 37-V- Bogenlampen aus der Siemensproduktion und leuchteten mit einer Lichtstärke von fast 8 Lux. Die Lampen wurden von einem 110 V starken Gleichstromnetz gespeist, und ein Lampenanzünder mußte sie - ähnlich wie die Petroleumlampen und die Gaslaternen - manuell ein- und ausschalten. Bis zum Jahre 1910 wurde die elektrische Beleuchtung durch die Weiterentwicklung der Elektroenergiesysteme und der Lichtquellen für die Straßenbeleuchtung immer rentabler. Die Betriebskosten für eine Petroleumlampe, von denen es in Budapest zu jener Zeit 4 600 gab, betrugen jährlich 40 Kronen, die Kosten für eine elektrische Glühlampe beliefen sich aber nur auf 27-30 Kronen. Die Hauptstadt beabsichtigte, 996 elektrische Bogenlampen aufzustellen, doch dieser Plan erwies sich vorerst als Luxus, gab es doch damals auch in Berlin erst 998 und in Wien 1 100 Bogenlampen. 1911 beschloß der Munizipalausschuß von Budapest, in Kelenföld ein eigenes Kraftwerk zu errichten, um den Strombedarf der Bevölkerung und der Industrie zu befriedigen. Man erkannte, daß das Energiesystem nur dann rentabel funktionieren konnte, wenn ein hoher Energieabsatz gesichert war, und beschleunigte 18