Gál Éva: Die Margareteninsel - Unser Budapest (Budapest, 2000)

„In jenem schmalen Park, wo mal rechts, mal links die Donau aufleuchtet, der Strom der Vergänglichkeit, zwi­schen den schon fast zu schönen Blumenbeeten, zwischen dem unteren und dem oberen Gasthof, hier waren wir Kinder und hier wurden wir alt“ - schreibt Antal Szerb in seinem Reiseführer für Marsbewohner. Den schönsten Park von Budapest - die Margareten­insel - nannte man in alten und neuen Beschreibungen oft „Perle der Donau“, „Zaubergarten“ oder auch „Paradies auf Erden“, und das vor allem der außergewöhnlichen Lage, der herrlichen Vegetation und der Thermalquellen wegen. Auch heute wird sie nicht nur von Touristen ger­ne aufgesucht, sondern auch von den Bewohnern der Hauptstadt. Die Insel spielt im Leben Budapests eine ganz besondere Rolle. Natürlich gibt es Parks und Thermal­quellen auch woanders, dieser Park ist jedoch gleichzeitig eine Insel, dazu inmitten eines großen Flusses und einer großen Stadt. Die wasserumspülte Insel, durch das Ur­element vom Festland getrennt, jedoch auch damit ver­bunden, hat schon immer die Menschen in ihren Bann gezogen, ihre Phantasie beflügelt und sozusagen mythi­sche Bedeutung für sie gehabt (denken wir da nur an „die Insel der Seligen“ oder die Donauinsel in Jókais Ro­man „Ein Goldmensch“), ln der Geschichte der Mensch­heit waren natürlich die großen Meeresinseln vor wirk­licher Bedeutung, in unserem kleinen, kontinentalen Land müssen wir uns jedoch mit Flußinseln begnügen. Die Margareteninsel gehört dabei auch zu den kleineren, ver­schwindet sozusagen angesichts der Großen Schüttinsel, der Szentendreer Insel oder der Csepeler Insel. Dennoch, ihre Lage direkt zwischen Buda und Pest sowie die damit zusammenhängende Vergangenheit und Gegenwart hebt sie unter allen kleineren und größeren Inseln der mittleren Donau hervor, durch ihre Ausdehnung fühlt der Besucher an jedem Platz, daß er sich auf einer Insel befindet. Die Margareteninsel umspannt heute ein Gebiet von fast 350 Hektar, ihre Länge beträgt zweieinhalb Kilome­ter, die breiteste Stelle mißt etwa fünfhundert Meter. Früher war sie bedeutend kleiner. Ihre heutige Südspitze war ursprünglich eine separate Insel. Sie wurde mal Ofe­ner Kleine Insel (Buda hieß früher zu Deutsch Ofen), mal 5

Next

/
Thumbnails
Contents