Gál Éva: Die Margareteninsel - Unser Budapest (Budapest, 2000)

trachtet werden, außerdem der Chor, die Mauer- und Pfeiler­reste des Westturms, der Fußboden, einige eingestürzte Bauelemente, die Grundmauern des Kreuzgangs und zahl­reicher anderer Räumlichkeiten, der Anfang der Treppe, die in den ersten Stock führte sowie die Kranzüberreste des Gartenbrunnens. Auf Grund der 1938 westlich der Kirche gefunden Überreste wurde jene separat stehende Kapelle rekonstruiert, die wahrscheinlich die Grabkapelle der Königstochter Margarete war. (Das sich ursprünglich im Inneren der Kirche befindliche Grab der heiligen Mar­garete hatte man im Laufe der späteren Bauarbeiten umgebettet.) Einer der sensationellsten rezenten archäologischen Funde ist das seit langem gesuchte Kastell König Bélas IV., das von Katalin Melis, Archäologin des Budapester His­torischen Museums, freigelegt und identifiziert wurde, (üb­rigens stieß man bei den neuesten Ausgrabungen nörd­lich der Kirche auf eine Mauer des königlichen Kastells aus dem 13. Jahrhundert, die erst um das Jahr 1800 abgetra­gen wurde - vielleicht gerade der Parkanlage-Arbeiten des Palatins Joseph wegen.) Mur einige Meter nördlich des Chors der Klosterkirche, nahe des Donauufers stand das imposante Gebäude mit zahlreichen Gemächern und Sälen des königlichen Kastells. Die Aufarbeitung und Be­wertung der Funde ist in vollem Gange, die Ruinen sind vor­läufig noch nicht zu besichtigen. Es besteht jedoch leider keine Hoffnung mehr, die bei­den anderen wichtigen mittelalterlichen Gebäude der In­sel auszugraben: die Burg des Johanniter-Ritterordens und die Burg des Erzbischofs von Gran (Esztergom). Die dick­en Grundmauern der ersteren, welche sich im südlichen Teil der Insel über ein großes Gebiet erstreckten, waren nicht nur zur Zeit des Palatins Joseph, sondern auch noch 1869, als man den Gasthof auf der unteren Insel baute, sichtbar; ein Teil der Mauern wurde wahrscheinlich beim Bauen verwendet. Die Burg des Erzbischofs von Gran (Esztergom) war noch im 13. Jahrhundert durch Tausch in die Hände des Landadels gelangt; in einer von König Ludwig dem Gro­ßen im Jahre 1355 unterschriebenen ürkunde kommt sie schon als Burgruine (dirutum castrum) vor. Was also 54

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