Gál Éva: Die Margareteninsel - Unser Budapest (Budapest, 2000)

die sich unter der vergoldeten Zentralkuppel befand, öff­neten sich nach rechts, links und hinten Gebäudeflügel mit insgesamt 52 Wannenbädern, Stein-, Marmor-, Por­zellan- und Spiegelbädern „eingerichtet mit allem Kom­fort“. Die Gänge endeten „hinten in kreisförmig gebaut­en, hohen, kristallklaren Glasnischen, von wo aus sich eine herrliche Aussicht nach drei Seiten der Insel bot“. (Jm das Gebäude herum führte eine erhöhte, mit Rasen und Blumen bepflanzte Promenade, davor und dahinter befanden sich Blumenbeete und gepflegte Rasendekora­tionen. Das untere und obere Restaurant sowie die Ho­tels und Villen waren im historisierenden Stil gebaut, mit weiten, luftigen Terrassen und Lauben. Dem ursprüngli­chen Entwurf Ybls nach hätte auf dem unteren Drittel der Insel ein ähnliches Bade- und Hotel-Ensemble gebaut werden sollen wie auf der oberen Insel; dieser Plan wurde zum Glück nicht verwirklicht, und so konnte auf der Mar­gareteninsel - allen Gegenbemühungen zum Trotz - der wertvollste Schatz, ihr Park, dominant bleiben. Lange konnte die Insel nur über das Wasser erreicht werden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte man mit Ruderbooten hin: von Pest aus vom Hafen her oder von der Budaer Seite aus, wo am Haus Nr. 372 im Neu­stift sich eine Glocke befand, durch deren Läuten man die Fähre herüberrufen konnte. Das Ruderboot wurde 1869 durch Dampfschiffe ersetzt. Nach Eröffnung des Badeorts beförderten von Frühling bis zum Spätherbst jede halbe Stunde von morgens bis abends (außerhalb der Saison etwas seltener), wendige kleine Dampfschiffe (genannt Schwalbe, Schwan oder Falke) die Gäste vom Pester oder Budaer (Jfer zu den Anlegehäfen auf der unteren bzw. oberen Margareteninsel. Sehr bald wurde die Margareteninsel als Bade- und Kurort recht beliebt, zuerst im Kreise der einheimischen Gentry und Aristokratie, später dann unter den Schrift­stellern, Künstlern und Wissenschaftlern sowie den wohlhabenderen Bürgern. Außer den „draußen wohnen­den“ (d. h. den in den Hotels und Villen auf der Insel lo­gierenden Gästen), besuchten viele die Margareteninsel nur für einen Tag oder Abend, um hier spazieren zu ge­hen, ein Bad oder eine Trinkkur zu nehmen, im Restau­26

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