Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)
Vaskapu 995-ös Kocsma Eisentor, Kneipe 995 IX. Vaskapu utca 49. Auch dies eine Kneipe im Erdgeschoß, die Einrichtung ist nicht interessant, das Publikum schon. Hierher kommen die Metzger vom Schlachthof. Auf ein Bier setze ich mich rein, quietschende Bremsen, ein großes, weißes Lastauto hält vor der Tür. In weißen, blutbefleckten Kitteln kommen Schlachter herein und setzen sich zu mir. (Die Zwillingsinstitution des 995 ist eine Bierbar in der Vágóhíd [Schlachthof] utca 2.) Kupa Vendéglő Gasthof Pokal X. Sírkert utca 3. Ein gewaltiges Gartenlokal alten Zuschnitts mit verschnörkeltem Schmiedeeisenschmuck. Seiner geographischen Lage entsprechend besteht sein Publikum an bestimmten Tagen ausschließlich aus verwitweten Marktweibern, die dreizehn ünterröcke übereinander tragen und gutgelaunt an Pogat- schen knabbern. Hervorhebenswert aber ist es vor allem wegen seiner Schankstube. Die könnte auch in Mátészalka stehen. Ein Totengräber mit drei Zähnen erzählt geiernd geschmacklose, steinharte Witze. Jeder hält sich an den lieben, jungen Schankwirt, er ist der Gott der Totengräber. Kőbányai Sörcsárda Biercsárda Kőbánya X. Jászberényi út 7. Selbstverständlich in der Nähe der Bierbrauerei in Stadtteil Kőbánya. Eine tierisch goße Halle. In einem ähnlichen Raum fand meine Musterung statt. An den ausgestorbenen Tischen hinten spielt ein schwarzes Kätzchen, wegen seiner anmutigen, seidenweichen schwarzen Pfötchen gebe ich ihm einen Namen: es soll heißen Hosszúlépés, Langschritt, wie der gespritzte Wein in üngarn. Normalerweise ist diese Bierkneipe ziemlich leer. Auf knuddligem Papier hängt hinterm Tresen eine Zeichnung an der Wand, sie zeigt einen schwankenden, wie Sülze zittenden Trunkenbold. Daneben der Kommentar: SO GEHT, WER MILCH TRINKT! 42