Szatmári Gizella: Das Burgviertel - Unser Budapest (Budapest, 2001)

hier ihrer Tätigkeit wegen eingesperrt: Miklós Wesselé­nyi, Mihály Táncsics (zweimal: 1848 und 1860), Lajos Kossuth, Lajos Batthyány, Gergely Czuczor. Tafeln mit Reliefs erinnern an Táncsics und Kossuth [Arbeiten von János Istók (1948) und Lajos Berán (1940)]. Sogar Jókai wurde 1863 wegen einem journalistischen Ver­gehen verurteilt: er hatte in seinem Blatt A Hon (Vater­land) einen Artikel des Grafen Nándor Zichy veröf­fentlicht, in welchem dieser das Schmerling-System kri­tisierte. Das Urteil lautete auf ein Jahr Kerker in schwe­rem Eisen und Tausend Forint Strafe. (Die Strafe zahlte Nándor Zichy für ihn.) Schließlich mußte er dann nur einen Monat als „Staatsgefangener“ absitzen. Hier schrieb Táncsics - an ihn erinnert der Straßen­namen sowie die Statue von Imre Varga (1968) vor dem Wiener Tor - sein Buch Fővárosunk (Unsere Haupt­stadt), welches vom Standpunkt der Stadtentwicklung außerordentlich interessant ist. Vor dem Zweiten Welt­krieg befand sich in diesem Gebäude das Finanzminis­terium. Zur Zeit befindet es sich in amerikanischem Besitz. Der majestätische, schöne barocke Erdődy-Palast (Tán­csics Mihály utca 7) wurde zwischen 1750 und 1769 nach Plänen von Máté Nepauer gebaut. In Wirklichkeit erhebt er sich an der Stelle zweier mittelalterlicher Häuser, die sich 1696 im Besitz von Feretti Bernardo, dem Bildhauer und Steinmetz befanden, dem Erbauer der ersten Budaer Dreifaltigkeitssäule. Die auf den Torpfeilern heute zu bei­den Seiten sichtbaren Männermasken sind (Arnold Schoen, dem einstigen Direktor des Budapester Historischen Museums zufolge) den Gesichtszügen von Nepauer nach­empfunden (d. h. Selbstporträts). 1800 wohnte Beethoven hier als Gast des Grafen, als er im Burgtheater die Kla­vierpartie in seiner Sonate für Horn und Klavier spielte. 1912 gehörte das Haus József Hatvány, sein dekoratives Wappen ist auch heute noch am Giebel sichtbar. Seit 1984 befindet sich hier das Musikwissenschaftliche Insti­tut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften sowie das Musikgeschichtliche Museum, dessen Basis das 1969 ins Leben gerufenen Bartók-Archiv bildet. In einer ständi­gen Ausstellung können wertvolle, besondere Instrumen­te aus dem 18.-20. Jahrhundert sowie die originalen Handschriften von Béla Bartók besichtigt werden. 14

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