Bodor Ferenc: Die Pressos der Stadt - Unser Budapest (Budapest, 1992)
Mimóza (mimose) Die Frau in dem durchsichtigen Kleid mit den ahnbaren, feinen Trägern verschwindet im hinteren Raum, hinter ihr her sprühen Ideenfunken, auf dem durch die niedergehende Sonne beschienen Tisch gleitet der Schwamm reibungslos. Die blinkenden bunten Glühbirnen leuchten auf, der Kopf des Klavierspielers schwebt in einem Heiligenschein von Nostalgie über seinem Instrument hin und her. Der im Stil des sozialistischen Realismus erbaute Raum füllt sich allmählich mit ineinander verschmelzenden Pärchen. Die Haare der Serviererin in dem glimmrigen Kleid sind von Ufo-Aura umhüllt, sie huscht mit Biergläsern flink auf und ab, über dem brüchigen Mosaikfußboden weht der lockende Duft von gefülltem Haschee. Draußen wird die sozialistische Stimmung der Gegend im Licht der Neoninschrift blaugefärbt. »Schatzi, noch’n Bier«, ruft eine Stimme aus der Finsternis des Weltalls. Im immer grauer werdenden Zigarettenqualm reifen die Paarschaften zu Dauerkontakten. XIV., ÖRS VEZÉR TERE 2. Mimóza, eine Mimose des Sozreal 59